Seit der Osterweiterung 2004 sei der Gesprächsfaden auf EU-Ebene mit Moskau immer wieder abgerissen. Vor allem die osteuropäischen Neumitglieder täten sich schwer, Russland als strategischen Partner der Europäischen Union anzuerkennen. Die vielen sehr emotionalen Vorbehalte gegenüber Russland seien teils verständlich, klug jedoch nicht. "Wenn jeder Versuch, Verständnis oder gar Konsens zu schaffen, sofort als gefährliche Nachgiebigkeit gegenüber Russland abgestempelt und gebrandmarkt wird, wird der Graben zwischen EU und Russland immer breiter und die Brücken kaum noch tragfähig", warnte Seele. Europa sei jedenfalls schlecht beraten, bei Meinungsverschiedenheiten Russland einfach zu übergehen. Dann gebe es am Ende nur Verlierer. "Es ist sinnvoller, Russland konsequent von vorneherein einzubinden", so Seele.
Bei der Gestaltung der Energieversorgung Europas gewinne Deutschland künftig mehr Gewicht und eine Schlüsselrolle zwischen Brüssel und Moskau. "Deutschland könnte einen neuen europäisch-russischen Energiedialog initiieren", meint der Sprecher der WINGAS-Geschäftsführung. Die bestehenden Gestaltungsspielräume müssten konsequent für eine umfassende und sichere europäische Energiepolitik genutzt und sich bietende Chancen ergriffen werden. "Es gilt, diese Verantwortung wahrzunehmen bei der Frage, wie die zukünftige Energiepartnerschaft zum Nutzen beider Seiten aussehen wird", sagte Seele. Er verwies auf die bestehende erfolgreiche Zusammenarbeit in der Energiewirtschaft.
"Wir arbeiten gemeinsam mit russischen Partnern an wegweisenden europäischen Zukunfts-Projekten. Und wir haben Formen der Zusammenarbeit mit russischen Unternehmen entwickelt, die beispielhaft für die Perspektiven der Energiepartnerschaft in Europa sein können", betonte der WINGAS-Geschäftsführer. Dazu gehört die Partnerschaft zwischen BASF und Gazprom. Die beiden Unternehmen fördern gemeinsam Erdgas in Sibirien, errichten Transport-Pipelines nach Deutschland und Europa und vermarkten das Erdgas dort über ihr deutsch-russisches Gemeinschaftsunternehmen WINGAS.
"In dieser Partnerschaft investieren wir in Russland. Gazprom investiert im deutschen Markt. Auf diese Weise garantieren wir Sicherheit. Denn solche Investitionen sind ein starkes Bekenntnis zum Markt, getragen von gegenseitigem Vertrauen in den Partner", so Seele.
Welche Bedeutung der europäische Markt für Gazprom hat, wird beim Blick auf die Lieferverträge für Erdgas deutlich: Russland ist zur Erhöhung seiner Gasexporte nach Europa und zu langfristig zuverlässigen Lieferungen bereit. "Wir haben Verträge mit Gazprom bis in das Jahr 2036" so Seele: "Kein anderer Produzent war bisher bereit, sich so lange vertraglich zu verpflichten."
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