Edgar Künsting hierzu: "Die Phänomene der alten Strafgerichtsbarkeit faszinieren die Menschen bis heute in eigenartiger Ambivalenz. So fühlen sich z. B. die Paderborner aufgrund ihrer Stadtgeschichte, siehe z. B. Hexenverbrennung, zugleich dazu angezogen und abgestoßen. Vieles, wie die Prozesse gegen menschliche 'Wehrwölfe', gegen Tiere oder gegen bereits Verstorbene im Mittelalter, lässt uns heute fassungslos zurück und erscheint uns nicht nachvollziehbar. Die Geschichte der Gerichtsbarkeit, die mit den frühen Aufzeichnungen im Mittelalter beginnt, muss das Phänomen im Rahmen der Weltsicht der früher lebenden Menschen begreifen.
Die Zeit war deshalb sehr unmenschlich, weil diese sich am rächenden Gott des Alten Testaments orientierte. Frühchristliche Ideen, hereingetragen über Mönche in den Paderborner Raum, verstärkten die Überzeugung, dass es dabei um Gottes Rache am Menschen geht. Das Recht der frühen Neuzeit wurde als Teil der göttlichen Schöpfungsordnung verstanden. So sah man z. B. in einem Verbrecher als den vom Teufel besessenen Sünder, der zur Besänftigung wegen der Verletzung seiner Majestät zur Gottesordnung öffentlich und feierlich hinzurichten war.
Nur vor diesem Hintergrund wird die Herausbildung des Inquisitionsverfahrens verständlich. Hier geht es darum, dass früher mit jedem Mittel Geständnisse erpresst wurden und Foltern selbstverständlich waren. Es ging darum, Hexen zu vernichten, die mit dem Teufel verbündet waren. Die Darstellung will die Paderborner Phänomene des Strafrechtslebens der vergangenen Zeit verständlich machen und darauf hinweisen, dass diese nur nachvollziehbar sind in dem Verständnis des damaligen religiös geprägten Weltbildes.
In der Zeit von 1000 bis 1700 sind zahlreiche Bilder von Rechtsdenkmälern erhalten geblieben. Die Lösung ist nur dahingehend zu verstehen, dass das religiöse Weltbild als übergeordneter Faktor des Weltverständnisses der Paderborner Bevölkerung zu sehen war. Ohne die christliche Prägung wären so manche Phänomene nicht vorstellbar gewesen."
Paderborn: Die Rechtsgeschichte
Die Paderborner Rechtsgeschichte ist geprägt von wenigen erhaltenen Dokumenten im Paderborner Stadtarchiv. Der ostwestfälische Raum wurde ab 800 n. Chr. durch Mönche christianisiert. Mit ihnen kam die Möglichkeit, die Daten und Fakten zu der Stadtgeschichte überhaupt zu dokumentieren. Die Christianisierung brachte auch die Schriftsprache und damit siedelten sich Klöster im ostwestfälischen Raum an, die Daten und Fakten aus der Geschichte Westfalens festhielten.
Erst später kamen Stadtarchive neben den kirchlichen Archiven hinzu. Sie bieten eine reiche Möglichkeit, die Phänomene nachzuvollziehen und heute darzustellen. "Viele Spuren aus der Vergangenheit sind heute noch spürbar und trugen zur Entwicklungsgeschichte maßgeblich bei, wenn auch mit unvorstellbarer Brutalität", so Edgar Künsting.
V.i.S.d.P.:
Edgar Künsting Der Verfasser ist für den Inhalt verantwortlich