Generalthema des Kongresses ist die Frage nach dem richtigen Gleichgewicht zwischen Wettbewerb und Regulierung im Gesundheitswesen. „Dieses Thema wird derzeit in nahezu allen europäischen Ländern heiß diskutiert“, erklärt der wissenschaftliche Leiter des Kongresses, der Münchner Gesundheitsökonom Prof. Dr. Günter Neubauer.
In Deutschland stelle sich beispielsweise die Frage, welche Effekte durch Zuzahlungsmodelle in den sozialen Sicherungssystemen zu erwarten sind und welche nicht. „Steuer-, Beitrags- oder Preisfinanzierung – zu dieser Weichenstellung liegen eine Reihe von Erfahrungen aus anderen Ländern vor, von denen sich lernen lässt, ohne kopieren zu müssen“, so Neubauer. Zur Eröffnungsveranstaltung werden u.a. Bayerns Sozialministerin Christa Stewens, sowie der Direktor des Sozialökonomischen Instituts der Universität Zürich, Prof. Peter Zweifel, erwartet. Ihr Thema ist die „Gesundheitsversorgung in Deutschland, Österreich und der Schweiz: Wo ist was gut gelöst?“
Der Blick zu den Nachbarn lohnt sich nach Ansicht der Kongressveranstalter auch bei der Frage, ob mangelnde Therapietreue von Patienten als Kriterium für eine Rationierung von Leistungen herhalten kann. Der Hintergrund ist ein ernster – und kostspieliger obendrein: Patienten befolgen oftmals nicht die Anweisungen ihres Arztes, indem sie etwa verschriebene Medikamente nicht wie verabredet einnehmen oder Vorsorgeuntersuchungen nicht wahrnehmen. Das führe, so Experten, zu einer Gefährdung der Therapie und verursache Milliarden an Folgekosten. Doch darf diese Form fehlender Compliance tatsächlich dazu führen, dass Leistungen gekürzt oder Vergünstigungen gestrichen werden?
Im Bereich der stationären Versorgung ist ein Blick ins Ausland ebenfalls angezeigt. In Deutschland sei hier eine ähnliche Entwicklung zu erwarten wie in anderen europäischen Staaten, betont Neubauer. „Es ist davon auszugehen, dass 30 bis 40 % aller Krankenhauspatienten künftig ohne Krankenhausbett behandelt werden können.“ Dies hieße aber, dass bis zu 40 % der Krankenhausbetten für die Versorgung nicht mehr erforderlich seien. Derzeit gibt es nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in 2.160 Krankenhäusern insgesamt 531.000 Betten.
Nach Ansicht von Neubauer werden Krankenhäuser auf die Entwicklung mit neuen ambulanten Angeboten antworten. Das Krankenhaus werde sich vom Leistungserbringer zum Gewährleister wandeln. „Der Leistungserbringer erbringt seine Leistung selbst, während der Gewährleister die Leistung von anderen erbringen lässt und selbst als Generalunternehmer auftritt.“
Schon heute seien Krankenhäuser in vielen Bereichen als Gewährleister tätig. „Etwa dann, wenn sie die Küchenversorgung an Dritte abgegeben, Reinigungsdienste oder Gebäudereinigung, Logistik usw. nicht mehr selbst durchführen, aber gleichwohl dem Patienten garantieren, dass diese Leistungen zur Verfügung gestellt werden.“ Auch der Staat solle seine Rolle im Krankenhaussektor auf die des Gewährleisters beschränken und sich aus der Leistungserbringung zurückziehen.
Weitere Kongressschwerpunkte sind u.a.: Zukunft der Krankenhausversorgung; Reha nach der Gesundheitsreform; Prozessoptimierung in Kliniken und durch Kliniken; Zukunft der Primärprävention: Wer bezahlt? Wer bestimmt?; Strukturwandel im Krankenhaus; Über Qualitätsbenchmarking zu mehr Leistungstransparenz?; Kettenbildung im Gesundheitswesen als Erfolgsfaktor?; Krankenhausversorgung: Zwischen Wirtschaftlichkeit und flächendeckender Versorgung; Auswirkungen der neuen EU-Dienstleistungsrichtlinie.
Informationen & Anmeldung: Europäischer Gesundheitskongress München, Interplan AG, Albert-Roßhaupter-Str. 65, 81369 München.
Veranstalter: WISO S.E. Consulting GmbH, Büro München, Frau Claudia Küng