- 1,5 Millionen Kinder auf der Flucht – 20 Prozent aller Kinder in der Ukraine
- Mindestens 81 Kinder unter den Todesopfern
- Gefahr von Menschenhandel und Missbrauch eindämmen
Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte (OHCHR) berichtete gestern über insgesamt 81 getötete Kinder in der Ukraine. 108 Mädchen und Jungen sollen verletzt worden sein. Man müsse aber davon ausgehen, dass die tatsächlichen Opferzahlen deutlich höher liegen. Vor allem aus den Städten und Gebieten, in denen schwere Kämpfe gemeldet werden, wie Mariupol, Volnovakha (Region Donetsk), Izium (Region Kharkiv), Sievierodonetsk and Rubizhne (Region Luhansk), and Trostianets (Region Sumy) gebe es Berichte von vielen Opfern unter Zivilisten. Genaue Information würden aber noch nicht vorliegen.
Für die Leiterin des Regionalbüros von World Vision für Osteuropa und dem mittleren Osten, Eleanor Monbiot, sind die Berichte über Kinder als Opfer herzzerreißend. „Der Tod jedes einzelnen Kindes ist eine Tragödie, der Tod von mindestens 81Kindern nach einem Monat Krieg in der Ukraine ist verheerend,“ sagt sie. „Diesen Kindern wurde ihr Leben und die Zukunft gestohlen. Jedes Kind hinterlässt eine gebrochene Familie, die den Verlust betrauert und gleichzeitig die Angst vor Bomben und die Herausforderungen von Vertreibung bewältigen muss.“
Die WHO verzeichnete bisher 64 Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen, und auch Schulen sowie Wohnviertel wurden trotz der Verhandlungen in vielen Städten beschossen. „Zivilisten und vor allem Kinder dürfen niemals angegriffen werden. Wir verurteilen jeden Angriff auf zivile Einrichtungen wie Wohngebiete, Schulen oder Spitäler und fordern alle Konfliktparteien dazu auf, ihrer Verantwortung nachzukommen und sich an Internationales Humanitäres Recht und das Völkerrecht zu halten“, betont Monbiot. „Auch wenn die Zahl der Opfer und der Zerstörungen schon hoch ist, ist es keinesfalls zu spät für Frieden.“ World Vision schließt sich den Aufrufen an, die eine sofortige Einstellungen der Kampfhandlungen fordern. Zivilisten müssen die Möglichkeit haben, sicher und ohne Diskriminierung evakuiert zu werden. Hilfsorganisationen müssen uneingeschränkten Zugang zu allen Menschen haben, die Hilfe benötigen.
3,5 Millionen Flüchtlinge, Gefahr von Menschenhandel
Besonders hoch ist die Zahl der Kinder, die auf der Flucht sind. Eines von fünf ukrainischen Kindern musste im vergangenen Monat seine Heimat verlassen. Schätzungen gehen von 1,5 Millionen Kindern unter den Flüchtlingen aus, 7,5 Millionen Kinder sind insgesamt in der Ukraine vom Krieg betroffen. Damit steigt laut Monbiot auch die Gefahr von Menschenhandel in den Grenzregionen stark an. In Polen beobachtete ein World Vision-Team in den letzten Tagen die Ankunft vieler unbegleiteter Kinder und Jugendlicher.
„Unsere MitarbeiterInnen, die für den Schutz geflüchteten Kinder im Einsatz sind, sprechen von einer enorm hohen Zahl an vertriebenen Kindern und jungen Menschen. Manche sind schwer traumatisiert, viele hungrig und in großer Sorge um ihre Eltern und Verwandten, die in der Ukraine zurückbleiben mussten“, erklärt Monbiot. „Alleine auf der Flucht sind sie einem enorm hohen Risiko für Missbrauch, Gewalt, Ausbeutung und Menschenhandel ausgesetzt. Sie hoffen, einen sicheren Platz zu finden und können als Opfer von sexueller Gewalt enden“, warnt sie vor einer zusätzlichen Krise, die mit dem Krieg einhergehen kann.
„Die Regierungen und helfenden Einrichtungen sind gefordert, gerade Kinder, die allein auf der Flucht sind oder ihre Familien verloren haben, zu identifizieren und zu registrieren. Damit können sie vor Gefahren wie Menschenhandel geschützt und ihren Bedürfnissen entsprechend auch langfristig versorgt werden“, schließt Monbiot. Die gestern vorgestellten Pläne der EU-Kommission zur Unterstützung der flüchtenden Menschen bestätigen den Handlungsbedarf.
World Vision unterstützt seit Ausbruch des Krieges flüchtende Menschen an der ukrainisch-rumänischen Grenze Inzwischen konnten die Hilfsmaßnahmen auch auf Moldawien. Hilfslieferungen mit Lebensmitteln, medizinischen Gütern und Hygieneartikeln erreichten auch bereits drei Krankenhäuser in der Ukraine, die auch als Unterkünfte für Flüchtlinge dienen.
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