„Die Welt kann sich nationale Alleingänge und rückschrittliches Denken einfach nicht mehr leisten“, erklärt der Gesundheitsexperte von World Vision, Marwin Meier im Vorfeld des G20-Gipfels in Japan. „Neben gemeinsamer Anstrengungen im Kampf gegen den Klimawandel müssen auch Probleme wie der mangelnde Zugang zu Gesundheitssystemen, zu sauberem Trinkwasser und der sexuelle und militärische Missbrauch von Kindern endlich entschieden und gemeinsam angegangen werden.“
Nach Angaben der UN müssen bereits jetzt jedes Jahr 25 Millionen Menschen vor den Auswirkungen des Klimawandels fliehen. Die meisten dieser Klimaflüchtlinge leben in armen Ländern, wo wiederum der Anteil der Minderjährigen besonders hoch ist. Marwin Meier: „Die Kinder verlieren nicht nur ihre Heimat. Sie können auch oftmals nicht mehr zur Schule gehen und haben daher auch keine gute berufliche Perspektive mehr. Ein Teufelskreis der Armut.“
Konkret sei es wichtig, die Klimaflüchtlinge rechtlich zu schützen, etwa durch das Ausstellen von humanitären Visa und deutlich mehr Investitionen der internationalen Gemeinschaft in Katastrophenvorsorge. „Das wirksamste Element ist aber nach wie vor der Kampf gegen den Klimawandel an sich. Also die Reduzierung von Treibhausgasen und das Festhalten daran, dass die globale Temperatur um nicht mehr als 1,5 Grad ansteigt“, so Meier. „Das kann aber nur erreicht werden, wenn nicht wichtige Player sich einfach von internationalen Vereinbarungen verabschieden wie etwa die Regierung Trump.“
Das betreffe auch Vereinbarungen zum weltweiten Recht auf Gesundheitsvorsorge. Durch unvorhergesehene Ausgaben für Gesundheitsprobleme werden jedes Jahr ca. 100 Millionen Menschen in die Armut getrieben. „Wenn einzelne Teilnehmerstaaten aus ideologischen Gründen das Recht auf Gesundheitsvorsorge ablehnen, trifft das in erster Linie Menschen in armen Ländern. Werdende Mütter erhalten keine ausreichende Betreuung, Verhütungsmittel werden nicht effizient eingesetzt, Kleinkinder nicht wirksam behandelt. Das heißt letztlich: Menschen sterben aus politischem Kalkül.“
Wie wichtig internationale Zusammenarbeit ist, zeige sich jetzt wieder einmal bei der Ausbreitung der Ebola-epidemie in Ostafrika. Im Ostkongo hatte das Virus in den vergangenen Monaten bereits 1.500 Menschenleben gefordert – jetzt sind auch Menschen im benachbarten Uganda erkrankt. Anrainerstaaten wie Ruanda und Südsudan fürchten ebenfalls, dass die Epidemie übergreift. Marwin Meier: „Die G20 sind gefordert, auch hier ein gemeinsames, von allen Teilnehmern getragenes, Konzept zu entwickeln. Der Notfall-Fonds der WHO für solch gefährliche Epidemien von 100 Millionen US-Dollar ist nicht einmal zur Hälfte gefüllt. Tut die Welt - und allen voran der Club der G20 - nichts, wird das tödliche Folgen haben.“