"Die Zahl der unbegleiteten Kinder steigt von Tag zu Tag, auch weil Such- und Rettungsteams weiterhin Kinder oder sogar Säuglinge finden", so ein Kinderschutz-Mitarbeiter von World Vision in Nordwestsyrien.
Außerdem haben Kinder, die in die Türkei geflüchtet waren, durch die Zerstörungen dort ihre unmittelbaren Familienangehörigen verloren und versuchen nun, Verwandte in Nordwestsyrien wieder zu finden. Andere befanden sich bereits in Nordwestsyrien, als das Erdbeben ihre Familien in den Tod riss. Nach den ersten Einschätzungen von World Vision liegt das Alter der Kinder zwischen wenigen Tagen und acht Jahren. Die meisten von ihnen haben keine Ausweispapiere, was die Wiedervereinigung mit ihren Angehörigen noch erschwert.
Das Erdbeben betrifft die Kinder nach fast zwölf Jahren Konflikt, Vertreibung und verschiedenen Traumata, die bereits einen enormen Tribut gefordert haben. World Vision mobilisiert derzeit seine Kinderschutzteams vor Ort, um sicherzustellen, dass für alle betroffenen Kinder sichere Orte eingerichtet werden können. Die Hilfsorganisation wird auch bestehende Kinderschutzzentren im Nordwesten Syriens nutzen, um auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen und in enger Abstimmung mit den lokalen Partnern die dringend benötigte psychische und psychosoziale Unterstützung zu leisten.
"Die syrischen Kinder laufen erneut Gefahr, nach dieser unvorstellbaren Krise vergessen zu werden. Dieses verheerende Erdbeben hat ihr junges Leben noch schwieriger gemacht und vielen sogar ihre Familienangehörigen genommen. Wir müssen uns dringend um die Bedürfnisse der unbegleiteten Kinder kümmern, um sicherzustellen, dass sie im Nordwesten Syriens weiterhin die Betreuung erhalten, die sie so dringend benötigen", erklärt Johan Mooij, der Syrien-Nothilfe-Direktor von World Vision.
Eine kürzlich von World Vision im Nordwesten Syriens durchgeführte Bedarfsanalyse ergab, dass 94 Prozent der befragten Personen Schäden an Häusern und Unterkünften haben, 82 Prozent mussten deshalb in Sammelunterkünften untergebracht waren. Darüber hinaus berichteten 42 Prozent der Befragten, dass Bildungseinrichtungen in ihren Vierteln beschädigt wurden, und 84 Prozent von ihnen gaben an, dass das Erdbeben den Zugang ihrer Kinder zu Bildungseinrichtungen beeinträchtigt hat. Bislang hat die Nothilfe von World Vision mehr als 78 000 Frauen, Männer und Kinder in Nordwestsyrien mit Brennstoff, Heizgeräten, Fertiggerichten und medizinischer Versorgung erreicht.
Sorge bereitet der Hilfsorganisation auch die medizinische und sanitäre Situation im Katastrophengebiet. „Die Krankenhäuser in Nordwestsyrien sind mit den Verletzten überfordert und benötigen mehr Unterstützung. Darüber hinaus hat sich der ohnehin schon schlechte Zugang zu sauberem und hygienischem Wasser durch das Erdbeben weiter verschlechtert. Dies hat in der Vergangenheit dazu geführt, dass sich Krankheiten, die durch Wasser übertragen werden, wie die Cholera, ausbreiten“, erklärt Mooji. Unbegleitete Kinder sind auch dadurch weiter gefährdet.
"Wir fordern eine Aufstockung der Mittel und verstärkte humanitäre Hilfe, damit der enorme Bedarf an Hilfe im Nordwesten Syriens abgedeckt werden kann. Gerade die syrischen Kinder brauchen uns jetzt mehr denn je", fügt Mooij hinzu.
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