Die internationale Kinderhilfsorganisation World Vision fordert daher von den Staats- und Regierungschefs der G7 sich stärker für Frieden und Gewaltprävention einzusetzen. In Konfliktländern muss Friedenspolitik viel früher ansetzen. Eine vorausschauende Friedenspolitik, die die Ursachen von Krisen frühzeitig identifiziert und adressiert, ist dringend geboten. Zudem muss mehr Aufmerksamkeit auf eine nachhaltige Nachkriegsordnung gelegt werden und dabei auch die lokale Zivilgesellschaft unterstützt werden. „Es muss Schluss sein mit Säbelrasseln und Drohgebaren“, so Silvia Holten, Pressesprecherin von World Vision Deutschland. „Die Gräueltaten in vielen Konflikten sind mit Worten kaum zu beschreiben. Menschen werden gefoltert, Kinder verschleppt und als Sexsklaven oder Kindersoldaten missbraucht, Eltern vor den Augen ihrer Kinder getötet, viele Kinder sind gezwungen, allein zu fliehen und verlieren dabei oft ihr Leben.“
Auch wenn jeder Konflikt besonders in seinem Kontext ist, gibt es dennoch Gemeinsamkeiten bei den Ursachen, wie nicht vorhandene wirtschaftliche Perspektiven, Ernährungsunsicherheit, eine zerstörte Natur, mangelhafte Regierungsführung, Ungerechtigkeit und mangelnde Beteiligungsmöglichkeiten.
Die in Kanada versammelten Staatsführer sollten zudem dafür sorgen, dass Kinder auch in lang anhaltenden Krisen und Konfliktgebieten zur Schule gehen können. „Gerade in Zeiten der Instabilität sind Schulen mehr als ein Ort zum Lernen; besonders für Mädchen“, sagt Silvia Holten. „Mit Zugang zu Bildung sind sie besser vor Ausbeutung, Missbrauch und Entführungen geschützt; in der Schule können sie außerdem mit Freunden ihre Erlebnisse verarbeiten.“
Dringend erforderlich ist aus Sicht von World Vision ein besserer Schutz von Schulen und Universitäten vor Angriffen. Es ist zur Gewohnheit geworden Schulen als Militärbasen und Munitionslager zu nutzen. Deshalb werden sie oft zur Zielscheibe der gegnerischen Partei. Fast 13.000 Angriffe auf Bildungseinrichtungen wurden in den letzten fünf Jahren verzeichnet. Diese zerstören nicht nur Gebäude und Lernchancen, sondern verletzen und töten auch viele Schulkinder. Von den im Jahr 2016 getöteten Kindern in Syrien befanden sich etwa 40% in der Nähe ihrer Schule.
Da die Zahl der nicht zur Schule gehenden Kinder seit Jahren kaum noch sinkt, fordert World Vision die G7 auch zu größerem politischen, programmatischen und finanziellen Engagement für qualitativ hochwertige Bildung auf. Vorrangig sollten dabei von Konflikten betroffene Mädchen gefördert werden. Weltweit gehen 264 Millionen Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 17 Jahren nicht zur Schule, etwa ein Drittel davon infolge von Krisen und Konflikten. Bei Mädchen besteht in Konflikten sogar ein 2,5 Mal so großes Risiko, dass sie nicht mehr zur Schule gehen können. World Vision appelliert gemeinsam mit anderen Organisationen an die G7 Staatschefs, zusätzlich zu bisherigen Investitionen 1,3 Milliarden US Dollar über 3 Jahre für Bildung in Krisen bereit zu stellen. Davon könnten 3,7 Millionen Kinder pro Jahr profitieren. Holten betont: „Wenn wir uns um die Bildung dieser besonders verletzlichen Kinder – insbesondere Mädchen - nicht kümmern, werden wir es mit einer verlorenen Generation zu tun haben, die auch nicht in der Lage ist, in ihren Heimatländern beim Wiederaufbau zu helfen.“
Im Rahmen einer internationalen Kampagne unter dem Titel „Jeder Einzelne zählt, um Gewalt gegen Kinder zu beenden“ (englisch: „It takes a world to end violence against children“), kümmert sich World Vision besonders um Kinder in Brennpunkten und auf der Flucht. Die Programme unterstützen Bildung, Beteiligung und Kinderschutzmaßnahmen sowie Rehabilitationshilfen und eine Betreuung in Kinderzentren, in denen Mädchen und Jungen während einer Krise zur Ruhe kommen und lernen können. Mehr Informationen finden Sie unter: http://www.worldvision.de/jede-kindheit-zaehlt
INTERVIEWMÖGLICHKEIT:
Unsere Pressesprecherin Silvia Holten ist ab 7. Juni im kanadischen Quebec vor Ort.