„Die schwierige Lage betroffener Menschen in Armenien ist hierzulande wenig bekannt, weil der Staat keinen Notstand ausgerufen hat“, erklärt Hannes Reuter, Referent für Osteuropa, den Nahen Osten und die Kaukasus-Region bei World Vision Deutschland. „Nach unseren Erkenntnissen sind viele aus Berg-Karabach geflüchtete Kinder von ihren Eltern getrennt und viele Familien nicht gut auf den Winter vorbereitet“, so Reuter. Tehmine, eine Mutter von fünf kleinen Kindern, berichtete Sozialarbeitern von World Vision Armenien: "Das Geräusch der Bomben hörte nicht auf, und ich musste schnell eine Tasche holen und die Kinder aus dem Haus bringen. Ich nahm nur unsere Dokumente und sehr wenig Kleidung für die Kinder mit".
Rechte der Kinder im Fokus des landesweiten Hilfseinsatzes
Angesichts sprunghaft gestiegener COVID-19-Infektionen stehen lokale Gemeinden bei der Unterbringung und Versorgung der schutzsuchenden Menschen vor großen Herausforderungen. Zahlreichen armenischen Familien fehlen aufgrund der allgemeinen Mobilmachung zurzeit auch die Ernährer. In den Grenzregionen leben Zivilisten zudem in der Angst vor Angriffen.
World Vision kooperiert landesweit eng mit den Gemeinden und mit einem Netzwerk an Kindertagesstätten, um die bedürftigsten Kinder und Familien zu ermitteln. Neben Sachleistungen, einschließlich Kleidung und Nahrung, bietet die Organisation auch psychosoziale Hilfen an und setzt sich insbesondere für die Rechte der Kinder ein. Der Hilfstransport und die damit ermöglichten Maßnahmen werden durch „Aktion Deutschland Hilft“ unterstützt.
Appell an die Bundesregierung: mehr Einsatz für die Beendigung der Gewalt
Trotz mehrerer vereinbarter Waffenruhen wurden in den vergangenen Tagen erneut Angriffe auf Wohnorte und zivile Einrichtungen in Berg-Karabach, Armenien und Aserbaidschan gemeldet. Dabei sollen auch wieder Kinder verletzt worden sein. World Vision verurteilt nachdrücklich alle Angriffe gegen Kinder und ruft die Konfliktparteien dringend auf, sich an die Grundprinzipien des humanitären Völkerrechts zu halten. „Von der Bundesregierung und der EU erhoffen wir uns ein stärkeres diplomatisches Engagement, um eine rasche Beendigung der Gewalt herbeizuführen“, sagt Hannes Reuter.