Coden, was die Tastatur aushält: Das war das Motto vom 27. bis 29. Mai beim diesjährigen AEC im gleichnamigen Gymnasium in Neubrandenburg. Zehn Teilnehmer aus sieben Nationen griffen kurz vor der Weltmeisterschaft der Berufe, den WorldSkills im russischen Kasan im August dieses Jahres, nach dem begehrten IT-Pokal. Die Trophäe mit nach Hause nehmen durfte die russische Teilnehmerin Kristina Zheltova. Bereits vor zwei Jahren gewann mit Anna Derbeneva eine russische Teilnehmerin den AEC und wurde bei den WorldSkills in Abu Dhabi Weltmeisterin.
Das vor-weltmeisterliche Kräftemessen war aber nicht der alleinige Anlass des AEC, denn bei den deutschen Teilnehmern ging es noch um das Ticket für Russland. Das löste der 19-jährige Benjamin Frost aus Wuppertal: „Bei den WorldSkills in Kasan dabei sein zu dürfen, ist ein überwältigendes Gefühl. Man hat in den letzten drei Tagen gesehen, dass die internationale Konkurrenz extrem stark ist. Es ist eine große Ehre, Deutschland zu vertreten.“
Schwierigkeitsgrad: über WM-Niveau
Stolz auf sich können alle Teilnehmenden des AEC sein, denn das Niveau war hoch, wie Dr. Olaf Kappler, WorldSkills-Bundestrainer für den Skill IT-Software Solutions for Business, bestätigt: „Der AEC war dieses Mal deutlich größer als vor zwei Jahren. Alle europäischen Teilnehmer für die WorldSkills in Kasan waren dabei. Vom Schwierigkeitsgrad her waren wir etwas über WM-Niveau. Das war herausfordernd für die Teilnehmer.“
Doch was brachte die Zehn so ins Schwitzen? Die Aufgabe sah vor, dass die Teilnehmer zuerst PC-Anwendungen für ein E-Learningsystem für die fiktive „WorldSkills Germany School of IT Skills“ in drei Sessions á 120 Minuten schreiben mussten. Hier zeigte sich insbesondere bei Benjamin Frost, dass er in der Vorbereitung auf das richtige Pferd gesetzt hatte: „Auf die Desktop-Entwicklung war ich in der Vorbereitung fokussiert. Ich habe bereits während des Wettbewerbs gemerkt, dass die Desktop-Sessions bei mir vergleichsweise gut liefen. Die anderen hatten mir von Problemen berichtet, die ich nicht hatte.“
Jetzt zählt’s: Die Zeit bis Kasan nutzen
Am letzten Wettbewerbstag musste eine mobile Applikation für Tablets mit Übungsfragen und Übungsantworten für die Nutzer, also die Schüler oder Studenten, innerhalb von drei Stunden programmiert werden. Das lief bei Benjamin Frost noch nicht ganz so rund. Auch der WorldSkills-Bundestrainer für den Skill IT-Software Solutions for Business bestätigte das hohe Niveau: „Das waren alles recht anspruchsvolle Aufgaben, gerade in der Kürze der Zeit.“
Um den Nachholbedarf zu identifizieren, war der AEC eine gute Vorbereitung. Jetzt will das deutsche Team die verbleibenden Wochen intensiv nutzen: „Vor zwei Jahren haben wir eine ähnliche Strategie in der Vorbereitung gefahren wie dieses Jahr. Ich habe das Gefühl, dass wir dieses Mal noch besser vorbereitet sind. Natürlich sind auch die anderen Nationen stärker geworden: Bei der Konkurrenz sind einige der Favoriten dabei. Wir werden die Zeit bis Kasan nutzen und in den verbleibenden Monaten gut arbeiten“, so der Bundestrainer.
Speedprogramming bis die Tasten glühen
Dass er Nerven wie Drahtseile hat, bewies Benjamin Frost bereits während des Wettbewerbs, was auch seine deutschen Mitbewerber um das Ticket nach Kasan beeindruckt hat: „Ich war überrascht, wie sich Benjamin beim Speedprogramming von unten nach ganz oben gearbeitet und mehr und mehr Punkte erreicht hat. Irgendwann war mir klar: Das kann ich nicht mehr aufholen. Ich gönne ihm den Sieg“, wünscht ihm zum Beispiel Simon Kobler aus Putzbrunn bei München viel Glück. Beim Mini-Wettbewerb im Speedprogramming, den der deutsche Kasan-Teilnehmer für sich entscheiden konnte, musste innerhalb von 30 Minuten die größtmögliche Lösung für ein mathematisches Problem gefunden werden.
Auf dem Weg zu einer smarten Gesellschaft
Steffen Ganders, Director Corporate Affairs beim Skill-Paten Samsung Electronics GmbH begrüßt den Eifer der jungen Teilnehmenden: „Die WorldSkills-Wettbewerbe dienen nicht nur der beruflichen Bildung, sondern fördern auch den interkulturellen Erfahrungsaustausch und grenzüberschreitendes Netzwerken. Neben digitalen Fähigkeiten sind dies zwei weitere wesentliche Kompetenzen, die jungen Menschen in ihrem beruflichen und privaten Leben einen Vorteil verschaffen. Gleichzeitig möchten wir mit diesem Engagement unseren Beitrag dazu leisten, die Entwicklung einer smarten Gesellschaft voranzutreiben, in der Menschen befähigt werden, die Möglichkeiten intelligenter Technologien umfassend zu nutzen.“
Ein ähnliches Ziel verfolgt auch Dr. Dietmar Kittler, Schulleiter am Albert-Einstein-Gymnasium Neubrandenburg, Veranstalter des AEC und Bundesleistungszentrum für den Skill IT-Software Solutions for Business bei WorldSkills Germany, der die Förderung noch früher ansetzen will: „Wir möchten ein Nachwuchsleistungszentrum gründen, sodass unsere Schüler nicht nur wie
aktuell im Rahmenprogramm des AEC dabei sein dürfen, sondern auch im Wettbewerb. Ich freue mich, dass wir Teil der Gemeinschaft von WorldSkills sind und denke, wir sind auf einem guten gemeinsamen Weg.“
Der Albert-Einstein-Cup fand zum zweiten Mal statt. Bei ihm treten junge deutsche und internationale Softwareentwickler an drei Wettkampftagen gegeneinander an. Unter den drei Erstplatzierten der Deutschen Meisterschaft im Skill „IT-Software Solutions for Business“ wurde der Teilnehmer für die WorldSkills Kasan 2019 ermittelt. Insgesamt nahmen zehn junge Menschen aus Russland, Schweiz, Finnland, Weißrussland, Kroatien, Liechtenstein und Deutschland am AEC teil.
Förderer der WorldSkills-Disziplin „IT Software Solutions for Business“ ist die Samsung Electronics GmbH. Der Skill wird darüber hinaus unterstützt vom Landkreis Mecklenburgische Seenplatte, der Neubrandenburger Stadtwerke GmbH sowie dem Albert-Einstein-Gymnasium Neubrandenburg. Die deutsche Teilnahme an den WorldSkills Kasan 2019 wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.