Notfall-Situationen, die ein beherztes Eingreifen erfordern, sind nicht selten: in belebten Einkaufsstraßen, im Fitnessstudio, bei einem Waldspaziergang, im Straßenverkehr. Doch selbst, wo viele Menschen beieinander sind, ist sofortige Hilfe für jemand, der einen Unfall erleidet oder dem es krankheitsbedingt plötzlich schlecht geht, nicht immer gewährleistet. Und das, obwohl in Deutschland jeder zur Hilfeleistung im Rahmen seiner Möglichkeiten sogar gesetzlich verpflichtet ist. Viele Umstehende haben dennoch Bedenken, etwas falsch zu machen oder sich gar selbst zu schädigen, wenn sie mit einem Verletzten oder Erkrankten Kontakt haben. Darüber hinaus bestehen Ängste, sich rechtlichen Auseinandersetzungen auszusetzen, falls die gut gemeinte Hilfe nicht wie gewünscht funktioniert.
Richtig helfen ist jedoch gar nicht schwierig - und im Bereich der Laienhilfe in der Regel auch nicht mit unliebsamen rechtlichen Folgen verbunden. Helfen hat viel mit "gesundem Menschenverstand" zu tun, mit dem Zuhören und Zeit nehmen für ein Unfallopfer oder einen Erkrankten. "Rettungsrambos" sind hier nicht gefragt, sondern normale Menschen, die sich - zumindest für kurze Zeit - aus ihrem täglichen Tun herausreißen lassen, wenn eine Situation es erfordert.
Wer Bedenken bezüglich der eigenen Nervosität hat: Der Umgang damit lässt sich üben. Alle großen Hilfsorganisationen in Deutschland, darunter das Deutsche Rote Kreuz, der Malteser Hilfsdienst oder die Johanniter-Unfallhilfe, bieten gegen eine maßvolle Gebühr - die manchmal sogar der eigene Arbeitgeber übernimmt - den Besuch eines Erste-Hilfe-Kurses an. Die hier gebotene Ausbildung umfasst üblicherweise rund eineinhalb Tage und bietet viel Wissenswertes rund um das Thema Umgang mit Notfällen.
Was ist beispielsweise zu tun, wenn jemand auf der Straße zusammenbricht und nicht mehr ansprechbar ist, nach einem Fahrradsturz stark blutet, nach beruflichem Stress über dumpfe Brustschmerzen klagt? Wen rufe ich an, wenn Kinder Gartenpflanzen gesammelt und die daraus gekochte "Indianersuppe" auch tatsächlich gegessen haben? Was, wenn beim Grillfest eine Stichflamme aus dem Grill lodert und dem Chefkoch der Veranstaltung die Brust versengt?
Oberstes Gebot bei allen Notfällen ist: die Situation möglichst mit Ruhe angehen, Chaos verhindern und schnellstmöglich für fachliche Hilfe sorgen. Hierzu dient die internationale Notrufnummer 112, die in vielen Ländern von Finnland bis Gibraltar funktioniert. Am anderen Ende der Leitung finden Anrufer erfahrene Helfer von Rettungsdienst, Feuerwehr oder - je nach Land - auch der Polizei, die eine Notrufmeldung entgegennehmen und häufig wertvolle Tipps geben können, was in der verbleibenden Zeit bis zum Eintreffen von Rettern getan werden kann. Ziel sollte es sein, den oder die betroffenen Patienten zu beruhigen, Schmerzen womöglich zu lindern und eine Verschlimmerung der Situation zu vermeiden.
Wer in Deutschland einen Führerschein für das Auto erwerben will, muss bei einer Hilfsorganisation oder einem privaten Anbieter eine Kurzfassung eines Erste-Hilfe-Kurses, die sogenannten "Lebensrettenden Sofortmaßnahmen", besuchen. Bei vielen Autofahrern liegt diese Ausbildung im Umfang eines Vormittags aber schon viele Jahre zurück. Eine Auffrischung wäre sinnvoll, auch wenn diese gesetzlich nicht vorgeschrieben ist.
Der Internationale der Tag der Ersten Hilfe ist eine gute Gelegenheit, sich daran erinnern zu lassen, dass jeder Mensch, unabhängig vom Alter, für Angehörige oder Fremde irgendwann zu dem wichtigsten Helfer werden kann - und darüber nachzudenken, ob man sich nicht wieder einmal zu einem Erste-Hilfe-Kurs anmelden möchte. Kontaktdaten der großen Hilfsorganisationen finden sich im Internet oder im Telefonbuch - oft sind diese auch in der nächsten Kreisstadt mit einer Ortsgruppe vertreten.