Bei allen Altbauten, besonders bei denen, die vor und in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden sind, besteht dringender Bedarf an Wärmedämmung. Viele dieser Gebäude wurden im Lauf der Jahre gar nicht oder nur ungenügend gedämmt; ein neuer Farbauftrag auf die Fassade allein reicht nicht aus. Unterschiedliche Verfahren zur Wärmedämmung helfen, schnell und dauerhaft Energie zu sparen.
Dämmmaterial aus nachwachsenden Rohstoffen bevorzugen Bauherren mit dem Wunsch nach gesundem Wohnen. Die bekanntesten davon sind Holzfasern, Flachs oder Zellulose. Von diesen Baumaterialien versprechen sie sich ein angenehmes Wohnklima mit minimierten gesundheitlichen Risiken bei hoher bautechnischer Qualität. Aus ökologischen Gründen wird auch immer häufiger der Primärenergieverbrauch bei der Herstellung beachtet - und die sogenannte energetische Amortisation. Damit wird angegeben, wie lange ein Dämmstoff im Einsatz sein muss, um die bei der Herstellung verbrauchte Energie auszugleichen. Wichtig ist darüber hinaus, ob sich ein Baumaterial problemlos deponieren, wiederverwerten oder in ferner Zukunft bei einem Rückbau wieder in den Materialkreislauf einfügen lässt.
Alternative Baustoffe genau unter die Lupe nehmen
Dämmstoffe aus natürlichen Ressourcen sind herkömmlichen Produkten aus Glas- oder Steinwolle sowie Polystyrol oder Polyurethan Hartschäumen mindestens ebenbürtig. Eindeutig im Vorteil sind sie bei ihrer Herstellung, die deutlich weniger energieaufwendig ist. Auf den heutigen Neubau- oder Sanierungsbaustellen ist die Vielfalt alternativer Baustoffe kaum noch zu überblicken: Flachs, Hanf, Hobelspäne, Holzfasern oder Kork, Zellulose, Schafswolle, Schilfgras oder Stroh. Der Bauherr tut gut daran, die unterschiedlichen Eigenschaften näher zu betrachten, etwa bei der Wärmeleitfähigkeit. Angegeben wird der Wert auf der Verpackung als Wärmeleitfähigkeitsgruppe (WLG). Je schlechter ein Produkt dämmt, desto dicker muss die Dämmschicht sein.
Je nach Anwendung können aber auch Kriterien wie Feuchtigkeitsverhalten, Druckfestigkeit, Brandverhalten, Wärmespeichervermögen sowie das Rohgewicht und die Wasserdampfdiffusion für die Wahl des Dämmstoffes ausschlaggebend sein. Da gibt es auch unter den naturnahen Baustoffen erhebliche Unterschiede. Das Feuchtigkeitsverhalten beispielsweise kann die Wärmedämmeigenschaften eines Baustoffes stark herabsetzen; pflanzliche Dämmstoffe sind hier den synthetischen Varianten oft überlegen.
Natürliche Dämmstoffe sind klimafreundlich
Wer von "atmenden Wänden" spricht, meint Baustoffe oder Bauteile, die diffusionsoffen sind.
Sie nehmen Feuchtigkeit, also Wasserdampf auf und geben sie zeitversetzt wieder ab. Wasserdampf, in dieser Form nahezu unsichtbar, wird von außerhalb in die Wohnung transportiert, aber auch von den Bewohnern selber erzeugt. In einem Vier-Personen-Haushalt füllen pro Tag zehn bis zwölf Liter Wasserdampf die Raumluft. Diese erfolgreich zu regulieren, erspart viel Ärger und verhindert Schimmelpilzbefall. Bauherren mit Wunsch nach "gesundem" Wohnen schätzen die Vorteile wasserdampfdurchlässiger Wände aus nachwachsenden Rohstoffen, da diese bis zu 30 Prozent des eigenen Gewichts an Feuchtigkeit aufnehmen können. Die wärmeschutztechnischen Eigenschaften eines Dämmstoffes werden maßgeblich durch die Rohdichte beeinflusst, die deshalb ein wichtiger Kennwert zur Beurteilung des Materials ist. Im Allgemeinen liegt der günstigste Rohdichtebereich zwischen 20 und 100. Die Werte werden in Kilogramm pro Kubikmeter angegeben.
Das Wärmespeichervermögen hingegen macht sich besonders im Sommer bemerkbar. Ideal sind Dämmstoffe, die tagsüber bei großer Sonneneinwirkung viel Wärme speichern, die sie dann nachts, wenn es kühler geworden ist, wieder an die Außenluft abgeben. Diese Dämmstoffe wirken dem "Schwitzkasten-Klima" unter gedämmten und ausgebauten Steildächern entgegen.
Gleichgültig, ob naturnahe Dämmstoffe als Platten, Matten, Filze oder als Schüttungen in Form von Granulat oder ähnlichem verwendet werden, wichtig ist, dass aus der Fülle der Dämmstoffe derjenige gefunden wird, der zur jeweiligen Konstruktion des Hauses passt. Hier ist der Architekt gefragt!
Tipps von Wüstenrot zur Dämmung mit natürlichen Baustoffen
- Eines haben alle Dämmstoffe trotz ihrer vielfältigen Zusammensetzung gemeinsam. Sie weisen ein großes Volumen bei einem vergleichsweise geringen Gewicht auf. Ursache sind die in ihnen enthaltenen kleinen Hohlräume.
- Baustoffe, damit auch Dämmstoffe, werden nach ihrem Brandverhalten in zwei Brennbarkeitsklassen, Baustoffklassen genannt, unterteilt. Zur Baustoffklasse A zählen nicht brennbare Baustoffe, während Baustoffklasse B brennbare Baustoffe zusammenfasst. Auch das ein Kriterium für skeptische Bauherren.
- Nach der DIN Norm "Wärmeschutz und Energieeinsparung in Gebäuden" dürfen Materialien mit einer Wärmeleitfähigkeit kleiner oder gleich 0,10 als Wärmedämmstoffe bezeichnet werden. Sehr gute Wärmeleitfähigkeiten weisen Materialien mit Werten unter 0,030 auf; Mittelwerte liegen im Bereich von 0,030 bis 0,050.
- Bei der Herstellung von Dämmstoffen aus Mineralwolle wird rund zehnmal soviel Energie verbraucht wie bei der Produktion von Hanf- oder Zellulose-Dämmplatten.