Insgesamt zeichnet sich beim Mobilitätsverhalten der Befragten eine Tendenz zur Veränderung ab. Der Verzicht aufs Auto im städtischen Verkehr nimmt zu und Mobilität wird nicht mehr unbedingt mit der Nutzung eines eigenen Pkws gleichgesetzt. Neben öffentlichen Verkehrsmitteln gewinnen alternative Mobilitätsformen wie Car-Sharing-Konzepte oder die Fahrrad-Nutzung an Bedeutung. So steigt fast jeder Zweite (47 Prozent) für die Wege zur Arbeit, zur Schule, für Erledigungen und Einkäufe oder in der Freizeit auch auf das Fahrrad. Für mehr als jeden zweiten Bewohner der Landeshauptstadt (52 Prozent) ist die gute Erreichbarkeit alternativer Mobilitätsangebote wie Miet-Fahrrädern oder Car-Sharing bereits ein wichtiger Aspekt beim Wohnen. Insbesondere junge Autofahrer lassen das Auto auch mal stehen und nutzen andere Verkehrsmittel.
Über alle Generationen hinweg machen bereits 16 Prozent der Einwohner der Landeshauptstadt Gebrauch von Car-Sharing-Angeboten, bei den 18- bis 39-Jährigen nutzt sogar schon jeder Vierte die Mobilität nach Bedarf (26 Prozent). Für 31 Prozent, die gegenwärtig noch keine alternativen Mobilitätsangebote in Anspruch nehmen, ist der Verzicht auf das Auto und die Nutzung neuer Mobilitätskonzepte in Zukunft aber vorstellbar. Zusätzliche sechs Prozent dieser Befragten geben an, neue Mobilitätsformen derzeit nicht zu nutzen, weil aktuell keine entsprechenden Angebote verfügbar sind. Für 42 Prozent der Befragten hingegen kommt ein Umstieg vom eigenen Auto auf andere Verkehrsmittel für die tägliche Mobilität nicht in Frage.
Unabhängig von der Wahl des Verkehrsmittels schafft es die Hälfte der Befragten, den Zeitrahmen für die tägliche Mobilität auf eine Stunde zu begrenzen. Mehr als jeder Vierte (28 Prozent) ist allerdings jeden Tag durchschnittlich eine Stunde bis zu anderthalb Stunden außer Haus unterwegs. Für jeden fünften Befragten beträgt der zeitliche Aufwand für die täglichen Wege anderthalb Stunden und mehr.
Bernd Hertweck, Vorstandsvorsitzender der Wüstenrot Bausparkasse AG: "Die angespannte Verkehrssituation belastet die Menschen im Großraum Stuttgart stark. Es verwundert nicht, dass dies auch Auswirkungen auf das Wohnen hat.
Heute sind mehr denn je Standorte gefragt, die einen guten Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln haben."
Stuttgarter wollen keinen Verzicht auf motorisierten Individualverkehr
Drei von vier Einwohnern Stuttgarts (77 Prozent) sind davon überzeugt, dass ein verändertes Mobilitätsverhalten der Bevölkerung Auswirkungen auf die künftige Wohnformen haben wird. Lediglich 18 Prozent der Befragten verneinen dies. Die Mehrheit derjenigen, die von einem Wandel ausgehen, vertritt die Ansicht, dass in jeder größeren Siedlung Elektrotankstellen eingerichtet werden sollten (63 Prozent). Deutlich mehr als jeder Zweite (59 Prozent) plädiert dafür, neue Wohnviertel künftig citynah zu planen und 42 Prozent sprechen sich für eigene Car-Sharing-Angebote für Bewohner von Wohnanlagen aus.
Trotz Parkplatznot und hoher Parkgebühren sind 29 Prozent dieser Bürger der Meinung, dass bei künftig rückläufigem Autobesitz die derzeitige Stellplatzpflicht entfallen sollte, die einen Bauherrn verpflichtet, bei einem Neubau Stellplätze für Pkw zur Verfügung zu stellen. Eine deutliche Mehrheit der Einwohner möchte auch in Zukunft nicht auf den motorisierten Individualverkehr verzichten. Lediglich 26 Prozent befürworten die Forderung, neue Wohnviertel in Zukunft autofrei zu planen.
Bei den Entscheidungen der privaten Haushalte zu Wohnort und Mobilität ist für drei von vier Stuttgartern ebenfalls die Nähe zu Freizeit- und Kulturangeboten von großer Bedeutung. Der eigene Stellplatz für das Auto sowie gesicherte Abstellmöglichkeiten für Fahrräder werden von 68 Prozent ebenfalls als wichtige Faktoren genannt. Vor allem für die ältere Generation jenseits 65 Jahren wird die barrierefreie Erreichbarkeit von Haus oder Wohnung als sehr wichtiges Kriterium angesehen.
Stuttgarter für neue Mobilitätsangebote aufgeschlossen
Insgesamt stehen die Bürger in der Landes-Metropole neuen Mobilitätskonzepten durchaus aufgeschlossen gegenüber. So erwarten und befürworten 88 Prozent der Befragten für die Zukunft den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. Drei von vier Stuttgartern bezeichnen die Schaffung von mehr Elektrotankstellen als wichtigen Bestandteil eines neuen Mobilitätskonzepts. Mehr als zwei Drittel sprechen sich für weitere Car-Sharing-Angebote aus, 66 Prozent wünschen den Ausbau des Radwegenetzes sowie mehr Fahrrad-Verleihstationen (51 Prozent). Für 44 Prozent ist die Schaffung von zusätzlichen Parkflächen im innerstädtischen Raum eine wichtige Maßnahme. Ein Viertel spricht sich für die Einführung einer City-Maut für Privat-Pkw aus.
Mobilitätsverhalten - Ökonomie hat Vorfahrt
Fehlender oder zu teurer Parkraum ist nach Meinung der Befragten (87 Prozent) der Hauptgrund für das geänderte Mobilitätsverhalten vieler Menschen. Für 82 Prozent ist wegen des Angebots an öffentlichen Verkehrsmitteln ein eigenes Auto in der Stadt verzichtbar. Fast jeder Achte (79 Prozent) macht Staus und hohes Verkehrsaufkommen dafür verantwortlich. Nahezu drei Viertel der Stuttgarter nennen ökonomische Gründe: ein eigenes Auto ist zu teuer in Anschaffung und Unterhaltung. Dieser Aussage stimmen besonders Personen in der Altersgruppe der 18- bis 39-Jährigen zu.
Der Schutz von Klima und Umwelt ist aus Sicht der Stuttgarter ebenfalls von großer Bedeutung (70 Prozent). Für nahezu zwei Drittel (61 Prozent) ist die höhere Flexibilität neuer Mobilitätsangebote ausschlaggebend für die vermehrte Nutzung alternativer Verkehrsmittel. Die TNS-Umfrage zeigt aber auch, dass die häufig geäußerte Annahme, ein eigenes Auto sei für junge Leute kein Statussymbol mehr, für die Stuttgarter kaum zutreffend ist. Über alle Altersgruppen hinweg stimmt zwar eine knappe Mehrheit (53 Prozent) dieser Auffassung zu. Aber insbesondere die jüngeren Erwachsenen unter 39 Jahren teilen diese Ansicht deutlich seltener (40 Prozent) als die älteren Generationen. Der im Vergleich geringere Pkw-Besitz der 18- bis 39-Jährigen ist überwiegend auf sozioökonomische Faktoren zurückzuführen.
Methodik: TNS Infratest hat im Zeitraum 08. bis 18. Dezember 2014 im Auftrag der Wüstenrot & Württembergische AG insgesamt 500 Personen in Stuttgart telefonisch befragt. Die Befragung ist repräsentativ für die Bevölkerung ab 18 Jahren in Stuttgart.