"Wir müssen beides verbinden: den Schutz der Menschen und den Schutz der wichtigen Nationalparks im Wattenmeer", sagt WWF-Wattenmeerexperte Hans-Ulrich Rösner. Beispielsweise könnte statt des Baus von Buhnen und Dämmen aus Stein Sand aus der offenen Nordsee aufgespült werden. Wahrscheinlich werde es in Zukunft auch erforderlich sein, durch eine weniger starre Grenze zum Land dem Wattenmeer wieder mehr Raum zu geben - etwa in so genannten Sommerpoldern, die ohne Gefahr für Menschen wieder an das Wattenmeer angeschlossen werden können. "Wir müssen aber alle noch viel lernen", so Rösner. "Mehr Forschung im Küstenschutz, mehr Experimente mit innovativen Konzepten, mehr Kooperation zwischen Küstenschutzingenieuren und Naturschützern sind notwendig, damit wir rechtzeitig auf den steigenden Meeresspiegel vorbereitet sind."
Gleichzeitig verlangt der WWF, dass gerade die besonders betroffene Region der Nordseeküste durch Klimaschutz zu einer Abschwächung des Meeresspiegelanstiegs beitragen. "Mit der Nutzung erneuerbarer Energien wie Wind- oder Solarenergie können an der Küste schneller als andernorts vorbildliche Beiträge für den Klimaschutz geleistet werden, wobei die Gebiete hierfür verantwortungsvoll ausgewählt werden müssen", sagt WWF-Experte Rösner.
Absolut kontraproduktiv seien die jüngst erhobenen Ansprüche, ausgerechnet in den Nationalparks im Wattenmeer die Ölförderung auszuweiten. "Das wäre nicht nur ein Schlag ins Gesicht der wertvollsten Schutzgebiete Deutschlands. Es würde auch jeden Klimaschutz an der Küste unglaubwürdig machen", warnt der WWF-Experte. Es sei absurd, ausgerechnet dort einen Klimakiller zu fördern, wo die Folgen des Klimawandels besonders schnell spürbar seien. Rösner: "Wo sonst, wenn nicht wenigstens in den Schutzgebieten der reichen Staaten, könnten wir endlich anfangen, Kohlenstoff auch mal im Boden zu belassen, bevor er in das Treibhausgas Kohlendioxid umgewandelt wird?"