"Die Entdeckung ist eine wissenschaftliche Sensation, weil die Gruppe so groß ist", freut sich WWF-Artenschutzexperte Stefan Ziegler. "Es ist sehr selten, so viele Graue Kleideraffen auf einem Fleck zu finden - vor allem, weil Sie vom Aussterben bedroht sind." Je größer die Gruppe, desto besser sind die Chancen einer Art zu überleben. In kleinen Lebensgemeinschaften kann beispielsweise ein Virus schnell zum Tod aller Tiere und somit zur Auslöschung des ganzen Bestandes in der Region führen.
Eine größere Bedrohung geht in Vietnam jedoch von der Wilderei und der Lebensraumzerstörung aus. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) hatte 2006 geschätzt, dass über 65 Prozent der Affen in Vietnam vom Aussterben bedroht sind. "Die Größe der Gruppe lässt nur den Schluss zu, dass die Wilderer diese Grauen Kleideraffen noch nicht gefunden haben. Alle anderen Gruppen in Vietnam sind wesentlich kleiner", sagt Stefan Ziegler. "Bislang konnten die Wissenschaftler nur einen kleinen Teil der Region von Quang Nam untersuchen. Wir hoffen, dass in den abgelegenen Wäldern des vietnamesischen Hinterlandes vielleicht noch mehr der Affen leben."
Die Grauen Kleideraffen wurden weltweit bisher nur in fünf vietnamesischen Provinzen gesehen: Quang Nam, Kon Tum, Quang Ngai, Binh Dinh, and Gia Lai. Dort war von dem Pygathrix cinerea, so der wissenschaftliche Name der Affenart, lediglich eine weitere Population mit über 100 Tieren bekannt. Die Forscher vermuten, dass weltweit nur noch etwa 1.000 Exemplare der Art leben. Graue Kleideraffen wurden 1997 als eigenständige Art beschrieben. Die Affen mit orangen Gesichtern und Haarbüscheln als Backenbärte halten sich vorwiegend in Bäumen auf.