• Umweltorganisationen warnen anlässlich von Regionalkonferenz vor ökologischem Niedergang der Elbe und ihrer Auen
• Fünf Jahre Gesamtkonzept Elbe haben bislang wenig gebracht
• Daran wird seit fünf Jahren gearbeitet, aber es liegt immer noch keine belastbare Planung vor
Umweltorganisationen warnen vor einem ökologischen Niedergang der Elbe und ihrer Auen. Unter der Klimakrise und der dadurch bedingten extremen Trockenheit der vergangenen Jahre hat die Schiffbarkeit der Elbe gelitten und der Naturraum Elbe mit seinen Auen massiven Schaden genommen. Die Ziele des Gesamtkonzepts Elbe müssen an die neuen Rahmenbedingungen angepasst und die Elbe vor einer weiteren Verschlechterung geschützt werden, fordern die Umweltverbände BUND, NABU, WWF und die Bürgerinitiative Pro Elbe.
Obwohl das Einzugsgebiet der Elbe zu den niederschlagärmsten in Europa zählt, soll der Fluss zu einer ganzjährig befahrbaren Wasserstraße weiter vertieft werden.
Anlässlich der Regionalkonferenz zum Gesamtkonzept Elbe am kommenden Freitag in Lutherstadt Wittenberg ziehen die Umweltorganisationen eine alarmierende Zwischenbilanz. Die wertvollen Auenlandschaften der Elbe trocknen immer schneller aus; sie befinden sich in einem desolaten Zustand. Gründe sind die rapide Tiefenerosion, eine Folge der Begradigung, Einengung und Fixierung des Flusses und die dramatischen Klimaveränderungen der vergangenen Jahre.
Die Entwicklung der letzten Jahrzehnte zeigt, dass für eine planbare, ganzjährige Güterschifffahrt das notwendige Wasser fehlt. Diese kann nur stattfinden, wenn ausreichend Wasser in der Elbe ist. Eine weitere Einengung und Vertiefung des Flusses ist jedoch mit den Umwelt- und Naturschutzzielen nicht vereinbar.
Seit fünf Jahren wird im Rahmen des Gesamtkonzepts Elbe daran gearbeitet, die Ziele der Binnenschifffahrt mit den ökologischen Ansprüchen für die Elbe zu vereinen. Bislang wurde durch die Behörden jedoch noch immer keine belastbare Planung vorgelegt, die den Weg weist, wie diese unterschiedlichen Ziele gleichermaßen erreicht werden sollen oder können.
Die Umweltverbände fordern, dass die Bearbeitung ökologischer Themen nun konsequent verfolgt werden muss, um Extreme wie Dürre und Hochwasser abzupuffern. Dafür müssen mehr Personal und finanzielle Mittel bereitgestellt werden.
Die Verbände weisen darauf hin, dass eine lebendige Flusslandschaft mit ihren vielfältigen Funktionen für das Allgemeinwohl einen hohen wirtschaftlichen Nutzen hat.
Die Elbe-Regionalkonferenz in Lutherstadt Wittenberg findet am 14. Oktober statt. Nach fünf Jahren Umsetzung des Gesamtkonzepts Elbe soll dort eine Zwischenbilanz gezogen werden.
Hintergrund:
Das Gesamtkonzept Elbe wurde am 17. Januar 2017 von Bund und Ländern verabschiedet. Im Jahr 2010 hatten das Bundesverkehrsministerium und das Bundesumweltministerium Gespräche mit den Elbanrainerländern initiiert. Ziel war es, ein Gesamtkonzept für die Elbe zu erarbeiten. Dies soll als Grundlage für das Verwaltungshandeln der Landes- und Bundesbehörden in den kommenden 20 bis 30 Jahren dienen und die Schifffahrt mit dem Erhalt des wertvollen Naturraums in Einklang bringen. Die unterschiedlichen Interessen sollen dabei gleichrangig behandelt werden. Keine Maßnahme zur Erreichung eines Ziels darf ein anderes Ziel behindern. In dem Prozess waren Vertreter und Vertreterinnen von Umweltorganisationen sowie der Wirtschaft und der Kirche beratend einbezogen.
Das derzeit größte ökologische Problem der Elbe ist die vom Mensch verursachte Tiefenerosion. Unter anderem aufgrund von Laufverkürzungen und der Festlegung des Flussbettes gräbt die Elbe sich zwangsweise immer tiefer in ihr Bett aus Sand ein. Schon bis zu zwei Meter ist der Wasserspiegel in einigen Abschnitten in den letzten 130 Jahren gesunken. Die Folgen sind fatal für die Umwelt. Mit dem Wasserspiegel des Flusses sinkt auch das Grundwasser in den Elbauen. Das trägt dazu bei, dass sowohl ökologisch wertvolle Auenwälder als auch kulturell bedeutende Flusslandschaften wie das UNESCO Welterbe Dessau-Wörlitzer Gartenreich immer weiter austrocknen. Um weitere Schäden zu verhindern, muss die Tiefenerosion umgehend gestoppt und die Sohle wieder angehoben werden. Dies sieht auch das Gesamtkonzept vor.
Zugleich sind die Gütertransporte auf der Elbe seit Jahrzehnten rückläufig und inzwischen nur noch marginal. Die Umweltorganisationen sehen ihre starken Zweifel, ob die unterschiedlichen GKE-Ziele zugleich zu erreichen sind, die sie schon vor Verabschiedung des GKE Anfang 2017 geäußert haben, immer mehr bestätigt.
Bis Ende 2018 sollten laut Gesamtkonzept Elbe erste Vorschläge und erste Ergebnisse erarbeitet werden. Trotz dringenden Handlungsbedarfs kommen angekündigte ökologische Maßnahmen kaum voran. Dazu gehört auch die wichtige ökologische Aufgabe Stopp und Umkehr der Sohlerosion.
Weitere Informationen:
Stellungnahme der Umweltverbände: https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/fluesse/fluesse_stellungnahme_gesamtkonzept_elbe.pdf