"Europa lebt nicht von den Zinsen, sondern vom Kapital unseres Planeten", sagt Jörg Roos, Naturschutzexperte des WWF: "Diese Rechnung kann langfristig nicht aufgehen. Wir müssen Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch entkoppeln." Vor einer Generation haben noch viele Staaten Europas weniger Ressourcen benötigt als ihnen zur Verfügung standen. Heute leben außer Finnland, Lettland und Schweden alle EU-Mitgliedsstaaten über ihre Verhältnisse, stellt der WWF fest.
In Deutschland ist es im Vergleichszeitraum seit 1971 zwar gelungen, den Druck auf die Natur nicht weiter zu verstärken. Dennoch: Würden alle Menschen auf der Welt so leben wie in Deutschland, würde man zweieinhalb Erden brauchen. "Deutschland hat sich im Vergleich zu anderen EU-Ländern scheinbar gut entwickelt, von nachhaltiger Entwicklung kann dennoch keine Rede sein", so Jörg Roos.
Der WWF beklagt, dass volkswirtschaftliche Indikatoren wie das Bruttoinlandsprodukt den Verbrauch des natürlichen Kapitals nicht abbilden würden. Den Staaten werde aber zunehmend klar, wie wichtig ihr natürliches Kapital für ihre Wettbewerbsfähigkeit und ihre gesellschaftliche Entwicklung sind. Der WWF fordert, dass Entwicklung neu definiert werden muss: Die Lebensqualität von Millionen von Menschen in der EU muss steigen können, ohne dass materieller Konsum und Müll mit anwachsen müssen.
Der WWF hat die EU-Länder hinsichtlich ihres wirtschaftlichen Wachstums am Bruttoinlandsprodukt, ihres Verbrauchs an natürlichen Ressourcen am ökologischen Fußabdruck und des Lebensstandards am "Human Development Index (HDI)" der Vereinten Nationen gemessen. Der ökologische Fußabdruck misst den jährlichen Konsum von natürlichen Ressourcen durch die Menschheit.
Der Bericht wurde heute anlässlich einer Konferenz des Europäischen Parlaments, der EU-Kommission, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, des Club of Rome sowie des WWF in Brüssel vorgestellt. Die Ergebnisse der zweitägigen Konferenz sollen dazu beitragen, dass die europäischen Länder den Verbrauch natürlicher Ressourcen beim Messen von Wirtschaftswachstum und Fortschritt berücksichtigen.
Die Studie "Europe 2007 - Gross Domestic Product and Ecological Footprint" finden Sie in englischer Sprache unter www.wwf.de