Dazu erklärt Matthias Kopp, Leiter Sustainable Finance beim WWF Deutschland:
„Die Glaubwürdigkeit des Instruments Taxonomie ist schwerlich zu halten, wenn Technologien wie Gas gegen klare wissenschaftliche Einschätzungen als nachhaltig eingestuft werden. Ein Rahmen, der hin- und her gebogen wird, taugt nicht als eindeutige Grundlage für die klare Steuerung der Erwartungen im Markt, bei Anbietern und für die Kapitalflusslenkung. Mit einem Erfolg dieses rechtlichen Schrittes besteht die Chance, die politische Einflussnahme zu tilgen und dem Instrument Stärke zurück zu geben.“
Das European Policy Office des WWF geht gemeinsam mit Client Earth, BUND und Transport & Environment gegen die Aufnahme von Erdgas in die EU-Taxonomie vor. Die Organisationen fordern von der EU-Kommission, den ergänzenden delegierten Rechtsakt aufzuheben. Die EU-Kommission hat dann bis zu 22 Wochen Zeit zu reagieren. Sollte sich die Kommission weigern, können die Organisationen vor den Europäischen Gerichtshof ziehen.
Hintergrund:
Die EU-Taxonomie ist ein Klassifizierungssystem zur Festlegung, welche Investitionen als nachhaltig einzustufen sind (siehe WWF short paper - Ein Meilenstein für mehr
Nachhaltigkeitstransparenz: Was eine konsistente EU-Taxonomie erreichen kann). Der zweite delegierte Rechtsakt der EU-Taxonomie hatte Erdgas zuletzt ein „grünes“ Etikett verliehen – trotz der in hohem Maße klimaschädlichen Emissionen (siehe dazu die Stellungnahme des WWF: EU-Taxonomie: Atomkraft und Erdgas plötzlich nachhaltig?). Dies birgt die Gefahr, dass die Finanzierungskosten dieser schädlichen Energiequellen sinken, und damit der Ausbau erneuerbarer Energien wie Wind- und Solarenergie erschwert wird.