George Jambiya, Hauptautor der Studie: "Die Selbstversorgung der Flüchtlinge mit gewildertem Fleisch hat bislang übertüncht, dass die Weltgemeinschaft nicht in der Lage ist, die Menschen ausreichend mit Nahrung zu versorgen. Wenn es darum geht, die wahren Hintergründe der Wilderei zu erkennen, sind die Hilfsorganisationen auf beiden Augen blind. Man muss es klar sagen: Ohne die Wilderei wäre die Lage in den Notunterkünften weitaus dramatischer."
In Gebieten mit vielen Flüchtlingen beobachten die Experten von WWF und TRAFFIC häufig eine rasante Zerstörung der Natur. So werden Wälder abgeholzt, um Feuerholz zu gewinnen, Schimpansen, Büffel und Säbelantilopen landen in den Kochtöpfen der Hungrigen. "In Tansania liegen dreizehn Flüchtlingslager in der Nähe von Wildreservaten, Nationalparks oder Schutzgebieten. Wir haben keine aktuellen Zahlen, aber Mitte der neunziger Jahre wurden in den Lagern schätzungsweise 7,5 Tonnen Wildtier-Fleisch pro Woche gegessen", sagt WWF-Expertin Reifenstein. "Wenn Flüchtlinge darauf angewiesen sind, bedrohte Affen zu essen, läuft etwas ganz gehörig schief."
Wilderei bringe zwar kurzfristige Linderung für die hungrigen Flüchtlinge, mittelfristig berge die Zerstörung der Artenvielfalt jedoch für ganze Regionen ein enormes Risiko. "Keine natürlichen Ressourcen heißt in Afrika oft auch einfach kein Einkommen", so WWF-Expertin Reifenstein. Dies betreffe auch alternative Einkommensquellen wie den Tourismus. Um den Menschen für die Zukunft ein nachhaltiges Auskommen zu sichern, müssten Hilfsorganisationen viel stärker als bisher mit Naturschutzorganisationen zusammenarbeiten.
Die englischsprachige Studie finden Sie unter www.wwf.de