„Die aufgrund des Krieges in der Ukraine weltweit stark steigenden Lebensmittelpreise können viele Regionen in der Welt in eine existenzielle Hungerkrise stürzen. Die Bundesregierung muss nun alles in ihrer Macht Stehende tun, um diese zu verhindern. Die Maßnahmen müssen wirkungsorientiert ausgewählt werden und dürfen die Bewältigung anderer Krisen nicht gefährden. Denn auch die Klima- und Biodiversitätskrise sind existenzbedrohend.
Kurzfristig müssen wir den Handlungsraum für das World Food Programme erweitern und es mit ausreichend finanziellen Mitteln ausstatten. Ebenso müssen wir die Produktion von Agrarrohstoffen überdenken: mehr Getreide für die Herstellung von Lebensmitteln statt als Biokraftstoff im Tank. Ebenso müssen wir darauf hinwirken, den Konsum tierischer Lebensmittel zu senken. So werden Flächen zur Produktion von Lebensmitteln frei, die bisher für den Anbau von Futtermitteln genutzt wurden. Solange wir bis zu 60 Prozent unserer bundesdeutschen Getreideproduktion für die Herstellung von Futtermitteln verwenden, gehen wir mit unseren Ressourcen sehr verschwenderisch um. Pauschale Forderungen, ökologisch wertvolle Flächen nun zur Lebensmittelproduktion zu nutzen, sind daher agrarpolitischer Populismus.
Eine konsequente, langfristig ausgelegte Politik, die der Biodiversitäts- und Klimakrise endlich Einhalt gebietet, ist gleichzeitig eine Politik für stabile Agrarsysteme und die Ernährungssicherung der Zukunft. Wer demnach Vorhaben wie die europäischen Farm-to-Fork-Strategie in Frage stellt, gefährdet die Lebensgrundlagen unserer Zukunft und bereitet den Boden für kommende Konflikte und Krisen weltweit.“