„Die vorgestellten Zahlen und Prognosen sind alarmierend. Die Folgen der Erderhitzung und der Schwund an biologischer Vielfalt verschlechtern die Ernährungslage weltweit. Während global außerdem noch die Folgen der Covid19-Pandemie zu bewältigen sind, verschärfen Konflikte und aktuell der Krieg in der Ukraine die Lage weiter.
Kurzfristig braucht das World Food Programme dringend mehr finanzielle Mittel, um Hilfe in der Not zu geben und Lebensmittel einzukaufen. Die G7 und die Länder der EU müssen hier mit gutem Beispiel voran gehen. Der deutschen Bundesregierung kommt durch den derzeitigen G7-Vorsitz eine besondere Rolle zu.
Das derzeitige Agrar- und Ernährungssystem ist höchst krisenanfällig. Weltweit sind die Agrarmärkte stark konzentriert, es herrscht Ungerechtigkeit und es bestehen fatale Abhängigkeiten. Auch ist das Verhältnis von Lebens- und Futtermittelproduktion völlig aus den Fugen geraten. Allein in Deutschland wandern 60 Prozent unserer bundesdeutschen Getreideproduktion in den Futtertrog. Ebenso problematisch ist der Anbau von Biokraftstoffen. Getreide gehört nicht in den Tank, sondern in den Magen. Und die EU muss dafür sorgen, dass mehr Fläche für den Anbau von Nahrungs- anstatt Futtermitteln verwendet wird.
Zügig wachsen muss jetzt die Unabhängigkeit des globalen Südens von den internationalen Agrarmärkten. Eine diverse und resiliente Landwirtschaft mit Systemen, die widerstandsfähig sind gegenüber Wetterextremen und Preisschwankungen, muss das Ziel sein. In internationalen Lieferketten müssen fairere Handelsbedingungen hergestellt werden, damit Kleinbäuerinnen und Kleinbauern am Anfang der Lieferkette nicht weiter unterhalb der Armutsgrenze leben müssen.
Eine konsequente, langfristig ausgelegte Politik, die der Biodiversitäts- und Klimakrise endlich Einhalt gebietet, ist gleichzeitig eine Politik für stabile Agrarsysteme und die Ernährungssicherung der Zukunft. Wer das in Frage stellt, bereitet den Boden für kommende Hungerkrisen und Konflikte weltweit.“