Der EU-Kompromiss sieht vor, den Grenzwert von 130 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer stufenweise erst 2015 und damit drei Jahre später als geplant einzuführen. "Die Verschiebung um drei Jahre ist eine unzulässige und unnötige Verzögerung für den Klimaschutz. Sie bedeutet, dass die meisten Hersteller bis 2012 oder länger fast nichts machen müssen, um den Verbrauch ihrer Fahrzeuge zu senken", so WWF-Expertin Raddatz. Durch zahlreiche Ausnahmen werde der Grenzwert mit 160 Gramm CO2 pro Kilometer im Jahr 2012 sogar höher sein als der Durchschnittswert heute, der bei 158 Gramm CO2 pro Kilometer liegt. "Die Verbraucher werden sich noch lange mit unnötig hohem Spritverbrauch abfinden müssen."
Dabei helfe dieser Kompromiss der Autoindustrie nicht einmal aus der momentanen Krise. "Gerade das Taktieren und Zögern bei klimafreundlichen Modellen hat die Absatzkrise befördert. Die Autoindustrie hätte klare Vorgaben für Spritsparautos gebraucht - das wäre sinnvolle Konjunkturpolitik in Zeiten des Klimawandels gewesen", so WWF-Expertin Raddatz. Unverständlich sei daher das Handeln von Bundeskanzlerin Angela Merkel, die maßgeblich die Aufweichung der Klimaschutzziele forciert habe. "Frau Merkel verspielt zurzeit in entscheidenden Fragen ihren Ruf als Klimakanzlerin", sagt Raddatz. Der WWF appelliert an die Kanzlerin, die noch laufenden Verhandlungen zur Klimapolitik der EU zu nutzen, mehr und nicht etwa weniger Klimaschutz durchzusetzen.
Wenigstens das jetzt vereinbarte Langfristziel von 95 Gramm CO2 pro Kilometer bis 2020 muss laut Raddatz unbedingt umgesetzt werden. Dieses Ziel soll 2013 überprüft werden, ist also bis dahin nicht verbindlich. "Wer aber jetzt der Autoindustrie wirklich helfen will, der muss verbindliche Klimaschutzvorgaben machen, um den Herstellern Planungssicherheit zu geben", sagt Viviane Raddatz. Je verbindlicher die Klimaziele, desto weniger Rettungspakete müssten in der Zukunft geschnürt werden.