Die Herkunft der Zwergelefanten im Nordosten Borneos lag bislang völlig im Dunkeln. Diese Elefanten werden nur zweieinhalb Meter groß und sind damit kleiner als ihre asiatischen Vettern. Es gab lange Zeit weder eine griffige Erklärung dafür, dass diese Elefanten auf keinem anderen Teil der Insel zu finden sind, noch dafür, dass jegliche archäologische Nachweise für das Vorkommen von Elefanten auf Borneo fehlen. Dass die Tiere ursprünglich vom asiatischen Festland oder von der Insel Sumatra stammen könnten, hatten Wissenschaftler der US-amerikanischen Columbia Universität gemeinsam mit dem WWF mittels genetischer Tests bereits 2003 ausgeschlossen.
Nun scheint eine Veröffentlichung des renommierten Sarawak-Staatsmuseums auf Borneo zu belegen, dass eine unter der einheimischen Bevölkerung lange gehegte Legende wahr ist: Bevor die Urväter der Borneo-Zwergelefanten auf Java im 16. Jahrhundert ausstarben, gelangten offenbar einige von ihnen in die heutige philippinische Provinz Sulu. Der Sultan von Sulu nahm im 17. Jahrhundert einige Elefanten als Gastgeschenk nach Borneo mit, wo sie sich vermehrten und augenscheinlich bis heute überlebt haben. Auf Sulu selbst wurden die Elefanten im 18. Jahrhundert ausgerottet.
"Dass einzelne Individuen dieser Spezies es geschafft haben, in wenigen hundert Jahren eine 1.000 Tiere umfassende Population hervorzubringen, ist sehr ermutigend", sagt WWF-Artenschutzexperte Stefan Ziegler. "Es zeigt, wie wichtig und lohnend der Erhalt geeigneter Lebensräume für hoch bedrohte Arten ist. Nun geht es darum, das Überleben dieser unerschütterlichen Elefanten endlich nachhaltig zu sichern und der versprengten Population ausreichend Raum zu geben." Der WWF unterstützt mit seinem "Heart of Borneo"-Projekt die Staaten Malaysia, Indonesien und Brunei beim Erhalt von insgesamt 190.000 Quadratkilometern äquatorialen Regenwaldes, der viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten beherbergt.Hintergrundinformationen: www.wwf.de