Dr. Finn Viehberg vom WWF Deutschland sagte: „Wer am heutigen Tag an Fische denkt, hat noch die Berge toter Fische in der Oder vor Augen. Die toten Jungstöre sind nur ein kleiner Teil des Umweltdramas. Sie versinnbildlichen aber, wie menschliche Achtlosigkeit zum Verlust von Natur und Artenvielfalt führt. Die Störe haben die Dinosaurier überlebt, nun sind laut aktueller Roter Liste alle überlebenden 26 Arten weltweit akut gefährdet.“
Neben Asien und Amerika ist auch Europa Schauplatz des Artensterbens. Sieben der acht in Europa vorkommenden Arten sind bereits vom Aussterben bedroht, die achte gilt als stark gefährdet. Hoffnungen machen Wiederansiedlungsprojekte für den Europäischen Stör in der Elbe und den Baltischen Stör in der Oder. Eines der letztgenannten Projekte ist nun von der Oderkatastrophe mitbetroffen.
Störe sind Wanderfische, die im Süß- und Salzwasser überleben. Nach dem Schlüpfen wandern Jungtiere stromabwärts Richtung Meer. Erst mit 15 Jahren werden sie geschlechtsreif und die Weibchen wandern zum Laichen die Flüsse hinauf.
Dr. Viehberg sagte: „Damit die Wiederansiedlung des Störs gelingt, muss die Durchgängigkeit der Wanderrouten sichergestellt sein. Gefragt sind moderne Fischereitechniken und ein nachhaltiges Fischereimanagement, um den Beifang an Stören zu reduzieren. Aber natürlich braucht der Stör auch unbelastete Flüsse mit intakten Nahrungsketten, die ihm Rückzugsraum und vor allem unverbaute Kies- und Sandbänke zum Laichen bieten. Die Ökokatastrophe an der Oder ist auch für die Wiederansiedlung des Störs ein herber Schlag.“ Er verwies darauf, dass es nun dringend notwendig ist, festzustellen, ob das Nahrungsangebot für die überlebenden oder rückkehrenden Störe ausreicht.
Der WWF Deutschland arbeitet an der Mittleren Elbe und einem ihrer Nebenflüsse, der Mulde, seit vielen Jahren an der Revitalisierung von Fluss und Aue. Auch die Rückkehr des Europäischen Störs soll hierdurch unterstützt werden. Der WWF ist Mitglied des „Aktionsbündnis lebendige Oder“, in dem sich zehn deutsche Umwelt- und Naturschutzorganisationen zusammengeschlossen haben. Länderübergreifend arbeiten deutsche, polnische und tschechische Umweltorganisationen – darunter auch der WWF Deutschland und der WWF Polen - im Bündnis „Zeit für die Oder“ zusammen.