„Vergleichbare, verlässliche und relevante Daten sind entscheidend, damit die Transformation gelingt", sagt Matthias Kopp, Leiter Sustainable Finance beim WWF Deutschland. „Der Finanzmarkt und Investoren brauchen diese Daten, um Kapital effizient in wirtschaftliche Aktivitäten zu lenken, die den Umbau beschleunigen.“ Bisher gibt es eine riesige Datenlücke für den Umbau der Wirtschaft. Die CSRD muss kritische Lücken wie diese in der derzeitigen Regulierung, der Non-financial Reporting Directive, schließen. „Solange Unternehmen in ihren Nachhaltigkeitsberichten nur veröffentlichen, wie viele Bienenstöcke sie auf dem Firmendach stehen haben, und keine verbindliche Beziehung zu den Transformationszielen und –umsetzungspfaden herstellen, kommen wir nicht voran“, sagt Kopp.
Die Transformation hin zu einer Wirtschaft innerhalb der planetaren Grenzen kann nur mit einem ganzheitlichen Verständnis funktionieren. Klima-Daten zu priorisieren, wie es Teile der Industrielobby fordern, schadet und bremst den Umbau in seiner ganzheitlichen Wirkung. „Daten zu CO2-Emissionen reichen allein nicht. Es gibt zu starke Wechselwirkungen: Entwaldung, Landnutzungsänderung, Artenvielfalt oder Wasser. Die Auswirkungen, Risiken und Möglichkeiten über Lieferketten und Portfolios hinweg können nur mit einem ganzheitlichen und wissenschaftsbasierten Standard abgebildet werden", sagt Kopp.
Eine im Auftrag der Europäischen Kommission erstellte Studie hat ermittelt, dass die zusätzlichen Kosten der Non-financial Reporting Directive für die berichterstattenden Firmen im Schnitt bei 0.005 Prozent des Umsatzes im ersten Jahr liegen. In den Folgejahren würde dieser Prozentsatz weiter sinken, wenn die notwendigen Datenerhebungsstrukturen etabliert sind. Die EU-Kommission hat zudem eine Expertengruppe beauftragt, europäische Berichtsstandards auszuarbeiten. Die European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) hat ihre Vorlagen für Standards vor Kurzen veröffentlicht. „Die europäischen Standards behandeln Nachhaltigkeit weitestgehend holistisch“, sagt Kopp. „Es wäre völlig unverständlich, wenn die EU-Akteure im CSRD-Trilog dem Lobbydruck nachgeben und die eigene Expertengruppe ignorieren. Dann gibt es Stückwerk und Klein-klein, statt kraftvollen Schwung für die Transformation.“