WWF-Gewässerexperte Tobias Schäfer sagte: „Der Umweltrat hat eine Chance vertan. Wir haben heute kaum etwas zu den Perspektiven für die Wiederbelebung des massiv geschädigten Ökosystems Oder gehört. Völlig unverständlich ist mir zudem das Festhalten der polnischen Seite am laufenden Ausbau der Grenzoder – trotz der bekannten negativen Auswirkungen auf das Ökosystem.“ Er habe konkrete Aussagen für ein ökologisches Gesamtkonzept zur Regeneration und zur Stärkung der Abwehrkräfte der Oder vermisst, die gegen kommende Bedrohungen dringend notwendig seien. Diese Bedrohungslage sei durch die Klimakrise und sich damit verlängernde Niedrigwasserphasen gewachsen.
Erforderlich sei ein Aktionsprogramm, um die Oder wiederherzustellen und ihren ökologischen Zustand in den nächsten fünf Jahr nachhaltig zu verbessern. Dazu zähle insbesondere der Stopp der laufenden Bauarbeiten im polnischen Teil der Grenzoder, die durch das Aufwirbeln von im Sediment lagernden Altlasten zur weiteren Verschlechterung des Zustands der Oder beitragen könnten. Alle Maßnahmen, die an der Oder zu mehr Flussdynamik und Naturnähe führen, seien nun dringend zu fördern. Zur Erholung der Oder und ihrer Flusslandschaft müssten Nebengewässer und Altarme wieder angeschlossen und Auen und Moore wiederhergestellt werden.
Ein Ausbau für die Binnenfrachtschifffahrt dagegen würde die Tiefenerosion im Flussbett nachweislich beschleunigen. Folge wäre, dass auch der Grundwasserspiegel systematisch gesenkt würde und die Flusslandschaft entlang der Oder in Dürrezeiten noch mehr austrocknet – mit allen damit verbundenen dramatischen Konsequenzen für die Tier- und Pflanzenwelt.
Der WWF Deutschland ist Mitglied des „Aktionsbündnis lebendige Oder“, in dem sich zehn deutsche Umwelt- und Naturschutzorganisationen zusammengeschlossen haben. Länderübergreifend arbeiten deutsche, polnische und tschechische Umweltorganisationen – darunter auch der WWF Deutschland und der WWF Polen - im Bündnis „Zeit für die Oder“ zusammen.