Vergleichsweise weniger unterstützend werden die Gesundheitsinformationen von Krankenkassen und Arzneimittelherstellern sowie insbesondere von Patientenorganisationen und Publikumsmedien beurteilt. Auch Gesundheitsportale oder Internetforen spielen in der Gesundheitskommunikation bislang keine entscheidende Rolle.
Dennoch: Im konkreten Praxisalltag fühlen sich die Deutschen von den grundsätzlich hoch angesehenen Hausärzten zunehmend „abgespeist“ und „durchgewunken“: „Da wartet man ewig, um dann fünf Minuten dran zu kommen. Und das Ende vom Lied ist, dass der Arzt eh nichts verschreiben kann, weil das Budget schon ausgereizt ist“, lautet ein typisches Patientenurteil.
Dies zeigt die aktuelle Ausgabe der Studie "Health Care Monitoring" des Marktforschungs- und Beratungsinstituts YouGov Psychonomics AG. 3.000 Bundesbürger ab 16 Jahren wurden repräsentativ zu ihrem Gesundheitsverhalten, zum Erleben der Gesundheitsreform und zum Thema Gesundheitskommunikation befragt.
Gesundheitsreformen mit Wirkungen und Nebenwirkungen
Die auf Kostendämpfung zielende Gesundheitspolitik der vergangenen Jahre mit Praxisgebühr, Medikamentenzuzahlung und Ärztebudgets zeigt bei den Bundesbürgern spürbare Wirkung und hat Hemmschwellen für den Arztbesuch aufgebaut: So versuchen sich mittlerweile zwei Drittel (64%) bei gesundheitlichen Beschwerden wann immer es geht zunächst mit rezeptfreien Medikamenten oder „Hausmitteln“ selbst zu helfen; 2003 waren dies erst 55 Prozent. Ebenso ungebrochen ist der Trend, sich bei kleineren Beschwerden von Apothekern beraten zu lassen und stattdessen auf einen Arztbesuch zu verzichten (2008: 64%; 2003: 56%). Generell ist die Neigung der Deutschen, bereits zu Erkrankungsbeginn einen Arzt aufzusuchen, in den letzten zehn Jahren spürbar zurückgegangen (1998: 55%; 2008: 36%). Vorschub geleistet wird damit allerdings auch der Gefahr der Verschleppung von Erkrankungen.
Auch die Qualität der Arzt-Patient-Beziehungen ist nicht von den Reformen verschont geblieben: Die Deutschen nehmen – wenn oft auch frustriert und widerwillig – zunehmend Abschied vom klassischen Bild des Arztes als jederzeit verfügbarem Gesundheitsversorger und einziger Autorität in Sachen Gesundheit. Im Wachstum begriffen ist demgegenüber die Tendenz, die Gesundheit stärker in die eigene Hand zu nehmen und zu privatisieren. Der Arzt wird dabei bestenfalls als Partner, teils aber auch zunehmend distanziert als Dienstleister oder Wirtschafter angesehen. Generell wird das Thema Gesundheitsversorgung in Deutschland vermehrt mit Begriffen wie Mangel, Verzicht, selektive Verfügbarkeit und Käuflichkeit assoziiert.
Lediglich ein Blick auf marode Gesundheitssysteme anderer Länder tröstet die Bundesbürger über den fortschreitenden Verlust alter Sicherheiten und Gewohnheiten in der Gesundheitsversorgung hinweg.
„Der Wandel im Gesundheitswesen stellt hohe Ansprüche an die Verantwortung und Belastbarkeit von Patienten und Ärzten. Auf Patientenseite wächst spürbar der Druck, gesund bleiben zu müssen und zu funktionieren; krank zu werden bedeutet hingegen zunehmend, dies teuer bezahlen zu müssen", kommentiert Dirk Weller, Studienleiter bei der YouGov Psychonomics AG. "Die Ärzte erleben ihrerseits ein sich zuspitzendes Spannungsfeld zwischen beruflichem Ethos und wirtschaftlicher Notwendigkeit.“
Über die Studie
Die komplette 200-seitige Studie "Health Care Monitoring“ (inkl. Charts und Tabellen) bietet den Beteiligten im deutschen Gesundheitsmarkt eine umfassende Bestandsaufnahme zum aktuellen Gesundheitsverhalten und Gesundheitserleben der Deutschen. Die Ergebnisse werden ausführlich nach sechs verschiedenen Gesundheitstypen, Versichertenstatus, Gesundheitszustand und soziodemographischen Merkmalen differenziert. Die Studie kann über die Yougov Psychonomics AG bezogen werden. Die aktuellen Untersuchungsschwerpunkte „Transparenz im Gesundheitswesen“ sowie „Die Zukunft der Apotheke in Deutschland“ sind auch als eigenständige Teilstudien erhältlich.
Mitherausgeber der seit 2003 halbjährlich durchgeführten Monitoring-Studie ist Acxiom Deutschland.
Weitere Studieninfo: www.psychonomics.de/...
Kontakt zur Studienleitung: Dirk Weller - Tel.: + 49 (0)221-42061-339 - E-Mail: dirk.weller@psychonomics.de