Janusz Reiter wörtlich: „Ich hoffe, dass wir trotz aller Unterschiede zwischen den beiden Ländern nicht nur eng zusammenarbeiten, sondern zu einer Erneuerung der europäischen Union beitragen. Europa muss mehr Selbstbewusstsein entwickeln, wenn es von den anderen Mächten ernst genommen werden will. Und schließlich, wir dürfen nicht vergessen: Nichts ist für ewig gegeben; Rückschläge sind möglich. Es lohnt sich, gerade in dieser Zeit, Geschichte zu studieren, um zu wissen, was wir für die Zukunft verhindern müssen.“
Wie hellsichtig der ausdrückliche Bezug auf eine gemeinsame europäische Geschichte fünfzig Jahre nach dem deutschen Überfall auf Polen sein würde, ahnten die Beteiligten im Sommer 1989 nicht, wie Prof. Bernhard Vogel, ebenfalls Unterzeichner, heute betont. Vogel unterstreicht das gemeinsame Verständnis der Unterzeichner, dass Polen nicht als Bittsteller in die EU kam, sondern „nach Europa zurückkehrte“ und er wünscht sich für die Zukunft, dass Deutschland eine „Mittlerrolle zwischen West-, Süd-, Nord- und Osteuropa verantwortlich wahrnehmen“ möge.
Prof. Bernhard Sutor wünscht sich als weiterer Unterzeichner, für die zukünftigen deutsch-polnischen Beziehungen weiterhin Menschen, die „mit Geduld und Weitblick an der Überwindung von Spannungen“ arbeiten und die Versöhnungsarbeit fortsetzen. Im Rückblick betonen die Unterzeichner den hohen Wert der Gespräche und Kontakte, die schon zu Zeiten des Eisernen Vorhangs geknüpft worden waren und in vielen Fällen bis heute weiterbestehen. So wirkte der Historiker, Mitverfasser der Erklärung und spätere Außenminister Władysław Bartoszewski dank dieser Kontakte bereits in den 1980er Jahren als Gastdozent in Westdeutschland und bis zu seinem Tod als Förderer der polnisch-deutschen Beziehungen.
Den Brief von Janusz Reiter finden Sie hier.