Barbara Stamm, von 1994 bis 2001 bayerische Sozial- und Gesundheitsministerin, war seit 1990 Mitglied des katholischen Dachverbandes, dem sie mit kurzer Unterbrechung bis 2016 angehörte. Im ZdK war sie zunächst als Vertreterin des Diözesanrats Würzburg, ab 2004 als Einzelpersönlichkeit gewähltes Mitglied. In ihren frühen Jahren im ZdK gehörte sie der „Kommission für Wirtschaft, Arbeit und Sozialordnung“ an, später dem „Ständigen Arbeitskreis Gesellschaftliche Grundfragen“. Ab 2002 war sie Leiterin der Ad-hoc-Arbeitsgruppe „Herausforderungen im Gesundheitswesen“.
Ihr langjähriges Engagement im ZdK machte sie immer wieder zur Fürsprecherin von Frauen. So engagierte sie sich aus tiefer Überzeugung für die Gründung des Vereins Donum Vitae, um die katholische Schwangerenkonfliktberatung im staatlichen System zu halten. Ihr waren Lebensschutz und Selbstbestimmungsrecht der Frauen gleichermaßen wichtig. Dafür scheute sie auch nicht den Konflikt mit Kirchenvertretern, denn der Ausstieg der Kirche aus dem Beratungssystem war ihr ein Dorn im Auge. Jahrelang monierte sie auch die mangelnde Frauenförderung in der Kirche. In einem Statement von 2011 stellte sie zu Beginn des katholischen Dialogprozesses zwischen Bischöfen und Lai*innen fest: „Mehr als zwei Drittel aller ehrenamtlich Tätigen in der katholischen Kirche sind Frauen – weibliche Leitungspositionen sind hingegen nach wie vor die Ausnahme. Es gibt zahlreiche hervorragend ausgebildete Theologinnen – und trotzdem ist die Diakonatsweihe für Frauen noch immer nicht umgesetzt. Wie also weiter mit den Frauen in der Kirche? Aufgeben ist keine Option. Denn es ist unsere Kirche, die wir weiterhin beharrlich zu bewegen versuchen.“
Als engagierte Katholikin war Barbara Stamm auch regelmäßig zu Gast auf Katholikentagen, zuletzt beim Katholikentag in Stuttgart im Mai 2022. Unvergessen ist ihr Auftritt im Jahr 1998 beim Katholikentag in Mainz. In einer Podiumsdiskussion stritt sie leidenschaftlich für Lebensschutz und Frauenrechte, in einer anderen für die unbedingte Notwendigkeit, als Christ*innen die politische Wirklichkeit mitzugestalten. „Diesen Anspruch lebte sie auch selbst“, sagt ZdK-Präsidentin Stetter-Karp. „Barbara Stamm haben wir im ZdK viel zu verdanken. Es ist schmerzlich, sie nicht mehr unter uns zu wissen. Aber ihr Geist, ihre Energie, ihr Glaube begleiten uns in die Zukunft. Manches, wofür sie kämpfte, harrt der Vollendung. Ich hoffe, dass wir in ihrem Sinne gerade in Fragen der Gleichberechtigung und Wertschätzung von Vielfalt in der Kirche weiterkommen. Und dass wir weiterhin innovative Impulse in der Politik setzen, die den Zusammenhalt der Gesellschaft stärken.“