Zum vorausgehenden Gottesdienst um 10.15 Uhr in der Berliner Gedächtniskirche laden die christlichen Kirchen gemeinsam ein, ebenso wirken jüdische und muslimische Repräsentanten mit. Sternberg ist dankbar für die gewachsene Selbstverständlichkeit im Miteinander: „Es zeigt, dass die Ökumene in Deutschland weit vorangeschritten ist und sich gerade bei großen zivilen Ereignissen auch im interreligiösen Zusammenwirken als krisenfest erweist.“ Er hoffe, so Sternberg, „dass das Gedenken am Sonntag in vielen Gottesdiensten – ob analog oder digital – zum Thema der Gebete wird“.
Leidenden und sterbenden Menschen beizustehen, sei in den Religionen verankert. Christinnen und Christen müssten sich immer wieder neu fragen, wie „Leben im Sterben“ würdig möglich gemacht werden könne. Dass die morgen beginnende „Ökumenische Woche für das Leben“ das Thema aufgreife, sei ein gutes Zusammentreffen mit der Gedenkfeier. Die Sorge um Schwerkranke und sterbende Menschen werde in den Mittelpunkt gerückt.
Was sich derzeit auf den Intensivstationen des Landes abspiele, sei eine seit Jahrzehnten nicht gekannte Wirklichkeit, so Sternberg. „Viele Menschen sterben noch immer ohne direkte Begleitung durch Seelsorger und Angehörige. Wie kann das einsame Sterben aufhören? Was können wir tun, um die medizinischen Berufe in dieser Lage zu unterstützen?“ Vor der Pandemie dürfe gerade die Seelsorge nicht kapitulieren: „Katholikinnen und Katholiken zeigen in haupt- und ehrenamtlicher Arbeit, wie wichtig ihnen die Menschen sind“, so der ZdK-Präsident. „Wer sich in einer solchen Situation zurückzöge, würde nicht ernst- und wahrgenommen.“
Zur rechten Zeit sei deshalb in diesen Tagen unter dem Titel „Bleibt hier und wacht mit mir!“ ein Grundlagenpapier der Deutschen Bischofskonferenz zur palliativen und seelsorglichen Begleitung von Sterbenden erschienen. Der Text fokussiere auf die „ganzheitliche Bedürftigkeit des Menschen“ und mache deutlich, dass es um mehr als Medizin gehe: „Es geht um die Seele des Menschen, um seinen Platz in der Welt, den er auch dann hat, wenn er nicht aktiv, effektiv und produktiv ist.“ Und es gehe um die Haltung der Lebenden im Angesicht des Todes: „Die Humanität einer Gesellschaft erweist sich nicht zuletzt in der Art, wie sie mit ihren Sterbenden umgeht. Christen wird in der Zeit der Pandemie das österliche Erbe neu bewusst. Wir leben mit den Sterbenden und mit den Toten. Himmel und Erde, Leben und Sterben gehören für uns zusammen.“
Zuversichtlich ist er, dass die Pandemie durch die angelaufenen Impfungen in den Griff zu bekommen ist: „Was uns aber fehlt, ist internationale Impfgerechtigkeit.“ Es sei ein bleibender Skandal, dass sich 90 Prozent der Impfstoffe auf etwa ein Dutzend Länder verteile. ZdK-Generalsekretär Marc Frings habe schon am 12. Februar die EU und deren Mitgliedsstaaten dazu aufgerufen, „sich nachdrücklich für eine global gerechtere Verteilung der Impfstoffe einzusetzen“. Für ein solidarisches weltweites Miteinander reichten die bisherigen Bemühungen noch nicht aus.