Prof. Söding debattierte mit Dr. Kristin Jahn, Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentags. Sie sagte, die Zeiten, in denen Menschen aus „Sitte und Tradition in der Kirche waren“ seien vorbei. „Heute erleben wir einen Erlösungsprozess durch Austritte hin zu einer Kirche der Freiwilligkeit und des mündigen Bekennens." Thomas Söding erklärte, dies gelte auch für Katholik*innen: „Wir werden eine Kirche der freiwilligen Entscheidung sein müssen. Wir müssen Kirche neu denken. Wir bleiben katholisch. Wir sind Weltkirche. Wir haben Bischöfe. Aber wir sind keine Monarchie. Wir sind eine Kirche, die vom Engagement der Gläubigen lebt. Die brauchen Strukturen, auf die sie sich verlassen können."
Es gebe gesellschaftliche Megatrends, an denen die Kirchen nichts ändern, auf die sie aber produktiv reagieren könnten: "Wir brauchen neue Foren und Personen, die der Frohen Botschaft ein Gesicht geben, um derentwillen es die Kirche gibt", so Söding. Kristin Jahn erklärte: "Fröhlich Christ zu sein, das ist unsere Chance. Der Glaube ist so viel schöner als die Probleme, die wir uns gemacht haben."
Mit Thomas Söding war sie sich einig, dass die Zukunft der Kirchen ökumenisch sei. Für das ZdK sagte Thomas Söding: "Wir brauchen Ökumenische Kirchentage, wir brauchen aber auch ökumenisch offene Katholikentage und ökumenisch offene evangelische Kirchentage. Auf dem nächsten Katholikentag 2024 in Erfurt und auf dem Evangelischen Kirchentag in Nürnberg ein Jahr zuvor lassen wir uns von der Öffentlichkeit an unseren Ansprüchen messen." Die eigene Kirchlichkeit solle nicht versteckt, sondern offengelegt werden – „damit die Kirchen sich öffnen können“. Söding beschrieb den aktuellen Standort der Katholik*innen so: "Wir stehen an einer Wegscheide, an der sich neue Möglichkeiten eröffnen. Wir brauchen mehr Mut zur Zukunft."