„Wir sehen unser Aufnahmesystem nicht ausreichend gerüstet, sollte es zu einem Krieg in der Ukraine und der dann zu erwartenden erhöhten Anzahl Geflüchteter aus dieser Region kommen“, sagt Prof. Dr. Karin Weiss, Geschäftsführerin im ZÜ. „Bereits jetzt sind psychosoziale Anlaufstellen und Regelversorgungsstrukturen mit transkulturellem Angebot voll ausgelastet. Wir müssen hier kurzfristig mehr Behandlungs- und Beratungskapazitäten schaffen. Die schnelle Anbindung an spezialisierte Einrichtungen ist immens wichtig, um den Betroffenen das Gefühl von Sicherheit wiedergeben zu können“.
Das ZÜ behandelt und begleitet seit nunmehr 30 Jahren Menschen, die durch Folter, Kriegsgewalt und Flucht traumatisiert sind. Der Verlust von Sicherheit, gewohnten Strukturen und die Flucht vor Bedrohung und Gewalt können große psychische und potenziell traumatische Belastungen sein. Stabile Bezüge wie die eigene Familie, das berufliche und kulturelle Umfeld brechen dabei vollständig weg. Die neue Lebenssituation erfordert große Anpassungsleistungen der Betroffenen. Oft dauert es nach dieser psychischen Ausnahmesituation sehr lange, bis ein Sicherheitsgefühl langsam wieder aufgebaut werden kann. Die Folgen sind individuell ausgeprägt, häufig lassen sich aber starke Ängste, große Verunsicherung, Desorientierung und Überforderungserleben feststellen.