Dennoch sollte die PKV schon angesichts der Hohen Inflation (2020 9%) und der gestiegenen Kosten im Gesundheitswesen ihre Anlagestrategie überdenken. Bisher dominierten festverzinsliche Papiere, die trotz gestiegener Zinsen die Inflation nicht ausgleichen können, genauso wenig wie der geringe Anteil von insgesamt 18,8 Prozent, die in Aktien, Beteiligungen und Immobilien stecken. In der Zukunft ist mit einer Erhöhung der Beiträge besonders zur Pflegeversicherung zu rechnen. Die Gehälter der Pflegekräfte werden signifikant steigen und die Zahl der Pflegebedürftigen stark ansteigen. Schon in diesem Jahr gab es erste Erhöhungen.
Keine Anhebung der Pflichtversicherungsgrenze
Die Zielke Research Consult GmbH warnt vor einer Anhebung der Pflichtversicherungsgrenze, die besonders bei Sozialdemokraten und Grünen in der Diskussion ist, um so das Defizit der gesetzlichen Krankenversicherung auszugleichen. Das würde zu einer wirtschaftlichen Schieflage in vielen Arztpraxen führen. Letztere haben seit 1996 53% Realverlust erlitten, da seitdem die Gebührenordnung nicht mehr angepasst wurde. Privatpatienten stellen zwar nur rund zehn Prozent der Patienten, generieren aber 20,4 Prozent der Praxiseinnahmen und leisten damit einen hohen Beitrag zur Erhaltung der medizinische Grundversorgung in Deutschland. Sie sichern das Einkommen der Ärzte, schon weil sie die Leistungen individuell und zu höheren Gebühren abrechen können. Die Beitragsbelastung in der PKV ist zwischen 2013 und heute weniger gestiegen (32%) als in der gesetzlichen mit 40,2 Prozent. Die Zielke Research Consult GmbH empfiehlt eher, die Bemessungsgrenze abzusenken, um das Gesundheitssystem so zu stablilisieren. Der PKV sollte erlaubt sein, Präventionsmaßnahmen zu finanzieren „Wichtig ist es auch, dafür zu sorgen, dass die Patienten Krankheiten vermeiden“, fordert Dr. Carsten Zielke, Geschäftsführer der Zielke Research Consult GmbH. In der gesetzlichen Krankenversicherung gehört Prävention zu den Satzungsleistungen. In der PKV verhindert die BaFin derartige Leistungen wie etwa ein Fitnesstrackingprogramm. Solche Leistungen darf die PKV nicht aus Beiträgen finanzieren, da nach Ansicht des Aufsehers nicht erwiesen sei, dass Bewegung Krankheiten vermeide. Dagegen belegen Studien laut dem „Deutschen Ärzteblatt“, dass beispielsweise 45 Minuten Sport am Tag das Krebsrisiko um 43 Prozent sinken lassen. Allein „gemütliche Sportarten“ wie Gehen, Tanzen oder Wandern senken die Sterblichkeitsrate signifikant. Hier könnten Fitnesstracker helfen. Dennoch bieten private Krankenversicherer Präventionstipps an. Hier tut sich besonders die AXA hervor, die mit drei Punkten bewertet ist. Der Durchschnitt aller PKV liegt bei 0,7 Punkten.
Sparen durch Digitalisierung
Kosten sparen lässt sich durch Digitalisierung wie der Elektronischen Patientenakte, der elektronischen Rechnung und dem digitalen Rezept. In anderen Ländern, etwa in Belgien, ist das selbstverständlich, während in Deutschland die meisten Praxen noch analog arbeiten. Ein Hemmschuh ist hier sicher die in Deutschland herrschende überzogene Auffassung von Datenschutz.
Ein weiteres Risiko für steigende Kosten ist der Klimawandel. Das beginnt mit sommerlichen Hitzetoten und hört bei möglichen neuen Pandemien nicht auf.
Insgesamt lässt sich die Situation der privaten Krankenversicherer in Deutschland wie folgt zusammenfassen: Die Solvenz stimmt, Prämienanpassungen werden hauptsächlich die Pflegeversicherung betreffen, während der Druck in der Krankenvollversicherung durch die Zinsentwicklung etwas abnimmt.
Das politische Risiko bleibt, da die demographische Entwicklung mit voller Wucht die gesetzliche Krankenversicherung mit ihrem Umlagesystem trifft.