„Diese Fragen sind die Fundamente unserer Identität, und wir können nur dann etwas erreichen“, so die Bonner Rhetorik- und Kommunikationsexpertin, „wenn wir sie ohne Widerspruch beantworten. Ist die Identität nicht klar, verzetteln sich die Menschen.“
Seine Identität zu erkennen, bedeutet, sich seiner eigenen Ziele bewusst zu sein, seiner Sinnhaftigkeit. Um dieses Ziel zu erreichen, kann es notwendig sein, Kompromisse einzugehen. „Viele Menschen entscheiden sich für einen bestimmten Job und argumentieren: Er passt nicht zu mir und macht mich nicht glücklich, aber ich verdiene viel Geld, also mache ich das eben drei Jahre lang. Dieser Preis – drei Jahre in einem ungeliebten Job – ist der Deal, den man mit sich selber abschließt, um seinem Ziel näherzukommen.“
„Ohne Ziel ist ein solcher Deal jedoch nicht mehr gesund. Man spricht dann von Inkongruenz. Der Kraftaufwand steigt, was sich irgendwann auch gesundheitlich niederschlägt.“ Plötzlich ruft der Gedanke an die Arbeit Grauen hervor. Kollidieren Identität und Realität miteinander, ist Erstarrung die Folge. Dies ist der geeignete Zeitpunkt, sich coachen zu lassen und neue Lösungen finden, die zum eigenen Identitätsrahmen passen.
Dass einem der Alltag die Identitätsfrage oft unerwartet vor Augen führt, erlebt Gabriele Zienterra im Flugzeug: Plötzlich sitzt ein bekannter Politiker neben ihr. Eine harmlose Partie Wortschach erfordert von ihr, sich darüber klarzuwerden, ob sie mit ihm gleichwertig ist oder nicht. Sie entschließt sich dazu, auf Augenhöhe zu kommunizieren. Alles andere hätte ihrer Identität widersprochen.
„Schaltest du denn nie ab?“ wird Gabriele Zienterra oft gefragt. „Doch, ich habe Kraft-Sammel-Phasen. Mein Leben ist dem Interesse der menschlichen kommunikativen Transaktionen gewidmet, und das tue ich gerne und mit voller Präsenz. Es gibt so vieles zu beobachten beim Wortschach der Menschen.“