Nicht erst seit Beginn des Arabischen Frühlings befinden sich Marokko, Algerien, Tunesien, Libyen, Ägypten, Jordanien, die palästinensischen Autonomiegebiete, Syrien und der Libanon in einem politischen und kulturellen Wandel, der von Europa mit großem Interesse, mit Neugier, Hoffnung oder auch mit Skepsis verfolgt wird. Auch in der deutschen Kunstwelt ist ein wachsendes Interesse zu bemerken, dennoch ist dieser Bereich im Allgemeinen in Deutschland noch relativ unbekannt. In Regionen, in denen Galerien und Museen keine lange Tradition haben, sind seit den 1990er-Jahren viele neue Kunsträume entstanden, die auf die hohe Kreativität in konfliktreichen und anregenden Kunstmetropolen wie Kairo und Beirut reagieren.
Der inhaltliche Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf der künstlerischen Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Aspekten des Themas 'Grenze' und deren Überwindung in individuellen, kulturellen, politischen und territorialen Zusammenhängen. Diese Thematik ist gerade mit Blick auf den Arabischen Frühling aktuell, insbesondere hinsichtlich der Fragen nach dem Verhältnis des Individuums zur Außenwelt, nach gegenseitiger Einflussnahme, nach Fremd- oder Selbstbestimmung, sowie nach den Möglichkeiten des Einzelnen, seine Umwelt bzw. sein Leben aktiv zu gestalten. Die Werke der überwiegend in den 1970er- Jahren geborenen Künstlerinnen sind durch eine Spannung zwischen traditionellen arabischen und neuen westlichen Einflüssen gekennzeichnet, die nicht zuletzt durch die Entwicklung und Verbreitung neuer Medien und Technologien bedingt wurde. Viele der in der Ausstellung vertretenen Künstlerinnen haben sich längere Zeit im Ausland aufgehalten; einige leben dort oder pendeln zwischen verschiedenen Ländern. Zeichnungen, Fotografien, Videoinstallationen und Skulpturen zeugen von der multimedialen Auseinandersetzung der Künstlerinnen mit politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Themen aus ihrem Lebensumfeld. Die Künstlerinnen haben sich bereits in den Jahren vor dem Arabischen Frühling - gewissermaßen als Vorreiterinnen - mit diesen Fragestellungen befasst. So entstand der Großteil der Exponate bereits vor 2010.
Die Ausstellung bietet durch die Werke der Künstlerinnen einen differenzierten Blickwinkel auf die Regionen, der dazu einlädt, Vorurteile zu revidieren und neue Perspektiven zu erschließen.
PROGRAMM
Performance von Faten Rouissi und Themendiskussion zur Ausstellung im Rahmen der Karlsruher Frauenperspektiven
Fr, 26.04.2013
19 Uhr: Eröffnung der Ausstellung Cross-border mit anschließender Performance der Künstlerin Faten Rouissi "Art dans la rue - Art dans le quartier [Straßenkunst - Kunst im Wohnviertel]",
Ort: ZKM/HfG, Lichthof 3
Eintritt frei
Sa, 27.04.2013
15 Uhr: Themendiskussion zur Ausstellung Cross-border. Künstlerinnen der Ausstellung und Kuratorinnen sprechen über Grenzen und Grenzüberschreitungen im Kontext ihrer Arbeit.
Die Diskussion findet auf Englisch ohne Übersetzung statt.
Ort: ZKM_Vortragssaal
Eintritt frei
Künstlerinnen:
Arwa Abouon, Lara Baladi, Anna Boghiguian, Yto Barrada, Zoulikha Bouabdellah, Diana El Jeiroudi, Rana ElNemr, Reem Ghazzi, Mona Hatoum, Susan Hefuna, Emily Jacir, Amal Kenawy, Bouchra Khalili, Diala Khasawnih, Randa Mirza, Faten Rouissi, Mouna Jemal Siala, Oraib Toukan
Kuratorin: Elisabeth Klotz