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Der diskrete Charme der Technologie

Kunst in Spanien

(lifePR) (Karlsruhe, )
mit Mitteln der Medienkunst neue Wege zu ebnen und Perspektiven zu eröffnen - darin liegt der diskrete Charme der Technologie. In der Ausstellung »Der diskrete Charme der Technologie. Kunst in Spanien« werden rund 100 künstlerische Positionen aus Spanien zu sehen sein, die sich durch ihre ästhetische Qualität sowie ihre kulturhistorische Bedeutung auszeichnen. Einige der Werke nehmen gezielt Bezug auf markante Teile der spanischen Kulturtradition wie den Stierkampf oder den Flamenco.

Durch den modularen Aufbau der Ausstellung in fünf Themenbereiche, werden Werke vom 13. bis zum 21. Jahrhundert miteinander in Verbindung gebracht. Dieses Zurückgreifen und Sich-zurück-beziehen der Kunst auf Erfindungen früherer Jahrhunderte, kennzeichnet die Faszination, die das Technologische auf Kunstschaffende ausübt. Verdeutlicht wird dies in der Ausstellung unter anderem durch Bezüge auf die »logische Maschine« des Katalanen Ramon Llull (13. Jh.) oder die Mikrofotografie des spanischen Wissenschaftlers Ramón y Cajal (19. Jh.). Gerade weil sich die Arbeiten thematisch und nicht einfach chronologisch oder nach Techniken geordnet präsentieren, werden sie in jedem Ausstellungsmodul Teil eines sich unter einem bestimmten Oberbegriff geordneten Diskurses.

Die von Claudia Giannetti, Antonio Franco und Peter Weibel kuratierte Ausstellung war bereits in leicht verändertem Umfang im Museo Extremeño e Iberoamericano de Arte Contemporáneo, Badajoz (Spanien) zu sehen und kommt nun an das ZKM | Museum für Neue Kunst nach Karlsruhe, wo sie ab dem 27. September dem Publikum offen steht.

Der diskrete Charme der Technologie. Kunst in Spanien
27.09.2008–15.02.2009
Eine Ausstellung im ZKM | Museum für Neue Kunst
Eröffnung: Freitag, 26. September 2008 um 19 Uhr im ZKM_Foyer

Pressekonferenz: Donnerstag, 25. September 2008 um 11 Uhr im ZKM_Vortragssaal

Kunst in Spanien

THEMENBEREICHE Die Ausstellung ist in folgende fünf Themenbereiche gegliedert:

Acting on the Formal Code
Der katalanische Philosoph Ramon Llull (1232-1316) entwarf ein binäres und kombinatorisches System zur Codierung von Sprache. Seine Konzeption kann heute als Vorläufer des binären Computercodes betrachtet werden. Seine »logische Maschine«, ein Scheiben-Apparat, war der erste Versuch, die Beziehung von Mensch und Maschine aus der Sicht der Wissensautomation zu erforschen. Verschiedene Technologieentwürfe und Theorien im 20. Jahrhundert, wie etwa die Kybernetik, wurden von diesem Prinzip inspiriert. In den 1960er-Jahren waren es von der Kybernetik beeinflusste Künstler wie Manuel Barbadillo oder José Luis Alexanco, die damit begannen, Kombinatoriken in ihre Arbeiten einfließen zu lassen. In Spanien waren sie die Ersten, die Rechner und Programmierungstechniken einsetzten, um Computerkunst entstehen zu lassen.

Acting on the Visual Code
In den Wissenschaften wird immer wieder danach gestrebt, durch Apparaturen sichtbar zu machen, was dem menschlichen Auge verborgen bleibt. Mit Hilfe von Mikroskopen und Mikrofotografie war es dem angesehenen spanischen Wissenschaftler Ramón y Cajal möglich, das Nervengewebe zu untersuchen und so seine Neuronentheorie zu entwickeln, welche die Neurowissenschaft revolutionierte. Bis in die Gegenwart hat seine Theorie großen Einfluss: von der künstlichen Intelligenz und Telematik bis hin zur Kunst. Um die unsichtbare Seite des Sichtbaren zu untersuchen, nutzt auch die Kunst neueste Verfahrenstechniken. So entstehen neue Modelle zur Erforschung des Visuellen, die die künstlerische Praxis grundlegend verändern.

Acting on the Sensorial [Space-Time] Code
Diego Velázquez unternahm meisterhafte Analysen von Raum, Zeit und Betrachterstandpunkt. Er verstand es, die Dichotomie zwischen Fiktion und Realität aufzuheben. Durch den Einsatz von Audiovisuellem, IT und Telekommunikationstechnik erweitern sich die Möglichkeiten, die Konstruktion von Wirklichkeit durch ästhetische Darstellung in Raum-Zeit-Dimensionen zu zeigen. Die Errungenschaft des experimentellen Filmemachers José Val del Omar war es, das Sensorielle sichtbar zu machen, das Immaterielle fasslich darzustellen und so dem Verhältnis von Raum und Zeit eine Substanzialität zu geben. Das Kino stellte er sich als eine allumfassende Erfahrung vor, das auf alle Sinne des Betrachters einwirken sollte und dementsprechend von ihm als »plurisensorial supervision« bezeichnet wurde. Seine Ideen eröffneten neue Wege für audiovisuelle Erforschungen und sind so zu wichtigen Bezugspunkten für KünstlerInnen der Gegenwart wie José Antonio Sistiaga, Eugènia Balcells oder Pedro Garhel geworden.

Acting on the Body's Interface
Aus der Perspektive der Wahrnehmung kann man niemals den gesamten Körper - die Schnittstelle zur Welt - erfassen. Kodiert und dekodiert wird die Identität durch verschiedene Strategien, die wir selbst und die Gesellschaft für uns entwerfen. Diese Fragen versucht die Gegenwartskunst fortgesetzt zu interpretieren und in Szene zu setzen. Einige der hier gezeigten Arbeiten bilden die Beziehung von Leben und Tod, des Verhältnisses von äußerer und innerer Welt ab. Andere Arbeiten thematisieren jene äußeren Umstände, die zur Konstruktion von Identität führen oder zeigen den Körper als jenen Ort, in dem Lebenserfahrungen widergespiegelt werden. In manchen Werken werden die Thematiken der diversen Identitäten und Masken, die das Subjekt gesellschaftlich anwendet, sowie die Art und Weise, in der makrostrukturelle Kontrollmechanismen auf Individuen ausgeübt werden, aufgenommen.

Acting on the Reality Interface
Was und wie beobachtet wird, bestimmt die Erkenntnis von Realitäten. Die unmittelbare Erfahrung von Wirklichkeit wird zunehmend durch massenmediale Bilder der »Wirklichkeit« ersetzt. Wir Menschen leben nicht länger ausschließlich »in« der Welt oder »in« Sprache, sondern »in« Bildern: in Bildern, die wir uns herstellen, und in Bildern, die wir uns durch technische Medien aneignen. Die Verschmelzung von Fiktion und Realität ist nicht mehr entwirrbar. Ein solcher Prozess befördert den Hedonismus und eine Spaßgesellschaftsmoral, durch die jede Bedeutung von Gerechtigkeit und Egalitätsprinzipien entkräftet wird. Aus der Perspektive der individuellen oder familiären Mikrostruktur, innerhalb der man sich unterschiedliche Wirklichkeiten entwirft, formulieren die in diesem Teil der Ausstellung versammelten KünstlerInnen ihre Positionen. Andere nehmen Bezug auf den öffentlichen Raum oder die Massenmedien, in denen Übereinstimmungen oder Konfrontationen über die Deutungen von Realitäten entstehen und ausgetragen werden.

DATEN & FAKTEN ZUR AUSSTELLUNG:

Ausstellungsproduktion: MEIAC, Museo Extremeño e Iberoamericano de Arte Contemporáneo, Badajoz (Spanien).
Ausstellungsorganisation: Kultusministerium, Hauptabteilung für Bildende Kunst und Kulturgüter, Amt zur Förderung der Bildenden Künste; Regionalministerium für Kultur und Tourismus der Autonomen Regierung Extremadura, Amt für kulturelles Erbe.
Idee und Konzeption: Claudia Giannetti.
Kuratoren: Claudia Giannetti, Antonio Franco, Peter Weibel.
Ausstellungsort: Lichthof 1+2, 1 OG Ausstellungsfläche: 2000 m2 Zahl der präsentierten Werke: ca. 100 Zahl der teilnehmenden KünstlerInnen: ca. 40 Weitere Informationen unter: www.zkm.de Führungen: So 15 Uhr
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