Karlsruher Kulturgespräche im ZKM
mit Dirk Baecker, Norbert Bolz, Bazon Brock, Johannes Hoff, Peter Sloterdijk, Rudolf Stichweh, Christina von Braun, Peter Weibel, Sigrid Weigel u.a.
Die ersten Karlsruher Kulturgespräche widmen sich den Gotteskonstruktionen des Monotheismus. Die drei großen Monotheismen bilden nicht nur den Ausgangspunkt des "Clash of Cultures" - als Beobachtungskonstruktionen sind sie auch die Basis jener Theotechnologie, die mit modernster Technik heute dabei ist, ein technoides "himmlisches Jerusalem" zu installieren.
Im monotheistischen Verständnis konstituiert sich Gott als Alles- Beobachtender. Die Beobachtung dieses Beobachters ist damit nur im Eingeständnis ihrer Unmöglichkeit möglich. So lassen sich auch die heutigen (medientechnologischen) Kommunikationsverhältnisse beschreiben. Mit Niklas Luhmanns "Basteleien am Gottesbegriff" im Rücken fragen die ReferentInnen nach dem Status von Transzendenz im Zeitalter der totalen Immanenz. Sie fragen nach dem Status von Realität nach der Aufhebung der religiösen Realitätsverdoppelung und definieren die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der drei großen Monotheismen. Außerdem gehen sie der Frage nach der spezifischen Qualität der Gewalt nach, die sich in den Religionen jeweils unterschiedlich ausbildet − sie hinterfragen die abstrakt-mediale Gewalt säkularisierter christlich-westlicher Gesellschaften und die fundamentalistische Gewalt vorsäkularisierter Gesellschaften. Sie widmen sich der Frage nach dem Nachleben der Religion in der Kultur und sie suchen nach einer Idee von Eschatologie nach dem Ende ihrer geschichtlichen Interpretation.
Neben den Vorträgen und Diskussionsrunden wird der Theoriefilm "L'Occhio di Dio" von Christian Matthiessen sowie die Theorie- Installation "Jacques Derrida: Above All: No Journalists!" präsentiert.