- Eröffnung: Fr, 16. September 2011, 19 Uhr im ZKM_Foyer
- Pressekonferenz: Do, 15. September 2011, 11 Uhr im ZKM | Museum für Neue Kunst
Auf welche Weise prägt Globalisierung die Kunst? In welcher Form wird sie zur Bedingung und zum Thema künstlerischer Produktion? Und wie lässt sie sich in einer Kunstausstellung präsentieren? Die Ausstellung "The Global Contemporary. Kunstwelten nach 1989", die in einem Forschungsprojekt am ZKM entwickelt wurde, macht es sich zur Aufgabe die globale Praxis darstellbar zu machen, die zur Veränderung der zeitgenössischen Kunst geführt hat.
Als eine Phase geopolitischer Wandlung der Welt bedeutet die Globalisierung zugleich eine Wandlung der Kunst, ihrer Produktions- und Distributionsbedingungen. KünstlerInnen und vor allem die Institutionen der Kunst - Biennalen, Museen, der Markt - stehen vor der Frage, wie weit Kunst "global" gedacht werden kann und muss.
Die Globalisierung bietet vielen Künstlern erstmals eine Partizipation an einer weltweit expandierenden Kunstproduktion. Zugleich ist sie aber auch ein Machtkampf um Märkte und erschwert auf diese Weise ein "Zusammenwachsen". "The Global Contemporary. Kunstwelten nach 1989" versteht sich keinesfalls als eine Biennale, die einen neuen globalen Stil propagieren will. Die Ausstellung sowie das umfangreiche Rahmenprogramm fungieren als Forum für Künstler verschiedenster Herkunft. Viele Künstler und Künstlerinnen bilden hier ihre Arbeitsbedingungen und ihre persönliche Erfahrungen mit den Problemen einer globalisierten Welt ab.
In diesem Zusammenhang rückt das 'Zeitgenössische' in den Vordergrund. Eine neue Künstlergeneration beansprucht Zeitgenossenschaft, um sich von der Moderne mit ihrem hegemonialen Anspruch zu lösen.
"Zeitgenössische Kunst präsentiert sich heute nicht nur als 'neue Kunst', sondern als eine 'neue Art von Kunst', die auf dem Globus expandiert. (...) Sie versteht sich als zeitgenössisch nicht nur in einem chronologischen, sondern auch in einem symbolischen und sogar in einem ideologischen Sinne." (Hans Belting)
Der Untertitel "Kunstwelten nach 1989" verschiebt den Akzent auf die neuen Kunstwelten, die nach dem Ende des Kalten Krieges und in der Ära der New Economy entstanden sind. Mittels dokumentarischer Materialien und künstlerischer Positionen zeigt die Ausstellung, wie die Globalisierung mit ihren dominanten Marktmechanismen einerseits und ihren Utopien der Vernetzung andererseits auf die unterschiedlichen Sphären der Kunstproduktion und -rezeption einwirkt.
"Mit der Globalisierung erleben wir die Umschreibung der modernen Kunst in ein neues Zeitalter." (Peter Weibel)
Jeder Versuch, den Prozess der Globalisierung in seiner Gesamtheit zu erfassen, kann heute nur schnappschussartig einen vorübergehenden Zustand abbilden. Um dem Rechnung zu tragen, wird "The Global Contemporary. Kunstwelten nach 1989" in sieben Themenbereichen aufgegliedert. Außerdem führt eine groß angelegte Dokumentation, die als eine Chronik der letzten 20 Jahre aufgebaut ist und eine extra entwickelte Präsentation auf einem Panoramascreen einschließt, in das Thema der Ausstellung ein.
Das Modul "Weltzeit. Die Welt als Transitzone" präsentiert Arbeiten, die die Utopie einer in Raum und Zeit geeinten Welt abbilden. Die Metapher des Flughafens, die Installation einer verlassenen Gangway oder Flugzeug-Friedhöfe, die in Kunstwerken thematisiert werden, bilden hierbei einen Ort der Globalisierung ab. Gleichzeitig kommt die Arbeitssituation der Künstler zum Vorschein: Projekte entstehen simultan an mehreren Orten, mit mehreren Partner, die international verstreut sind; die Produktion erfolgt nicht selten unabhängig vom Aufenthaltsort während die Konzeptionsphase zu einem großen Teil online umgesetzt wurde etc.
"Lebenswelten und Bilderwelten", spiegelt als ein weiteres Modul die Reaktion von Künstlern auf ihre Erfahrung mit den Massenmedien wider. Der grenzüberschreitende Bildkonsum der Populärkultur ist mit dem Entstehen kollektiver Bildwelten verbunden. Thematisiert wird hier insbesondere die permanente Umschreibung der gleichen Bilder.
Weitere Module der Ausstellung sind: "Weltkunst. Die Wunderkammer aus postkolonialer Sicht", "Grenzfragen. Der Kunstbegriff der Moderne", "Netzwerke und Systeme. Globalisierung als Thema", "Kunst als Ware. Die New Economy und die Kunstmärkte", "Lost in translation. Neue Künstlerbiografien".
Das ZKM, das im Wendejahr 1989 als ein Zentrum für Medienkunst gegründet wurde, will als eine im besten Sinne utopische "Fabrik" den Wandel zur globalen Kunstproduktion, die in den neuen Medien begonnen hat, in einer Ausstellung zur Diskussion stellen und erstmals das Fazit der letzten zwanzig Jahre ziehen. Die Ausstellung liefert kein allgemeingültiges Interpretationsschema, denn ihr Thema lässt sich vom alten Blickpunkt eines westlichen Beobachters nicht mehr glaubwürdig darstellen. Deshalb hat das ZKM zehn internationale KünstlerInnen dazu eingeladen, in einem Residenz-Programm während der Laufzeit der Ausstellung den Blickwinkel der Kuratoren zu erweitern und durch ihre gemeinsamen Projekte und Workshops kritisch in die Ausstellung einzugreifen. Ihre Resultate werden anschließend im Katalog dokumentiert werden. Außerdem ist in der Ausstellung ein "studio" eingerichtet worden, um an diesem Ort Diskussionen mit den KünstlerInnen zu veranstalten und dem Publikum die Möglichkeit einzuräumen, aktiv auf die Ausstellung und ihr Thema zu reagieren. Ein Begleitprogramm mit internationalen Wissenschaftlern bietet die Gelegenheit, den derzeitigen Diskurs der Kuratoren und Theoretiker am Ort der Ausstellung zur Sprache zu bringen.
Zur Ausstellung erscheint eine umfangreiche Broschüre und gibt einen ersten Einblick in den theoretischen Hintergrund. Der Katalog zur Ausstellung erscheint im Frühjahr 2012 und dokumentiert Erkenntnisse und Resultate des Ausstellungsprojekts.
Weitere Informationen unter: www.global-contemporary.de
Informationen zum Forschungsprojekt GAM: www.globalartmuseum.de
Kuratoren: Peter Weibel, Andrea Buddensieg
Co-Kuratoren: Jacob Birken, Antonia Marten
Wissenschaftliche Beratung: Hans Belting
Curatorial Committee: N'Goné Fall (FR/SN), Carol Lu (CN), Jim Supangkat (ID), Patrick D. Flores (PH)
Kuratorin für Kunstvermittlung: Henrike Plegge
Ausstellungsarchitektur: Kuehn Malvezzi mit Samuel Korn
Teilnehmende KünstlerInnen (u.a.):
Bani Abidi, AES Group, Halim Al-Karim, Halil Altindere, Francis Alÿs, Rasheed Araeen, Kader Attia, Yto Barrada, Richard Bell, Guy Ben-Ner, Tamy Ben-Tor, Ursula Biemann, Michael Bielicky & Kamila B. Richter, Zander Blom, Santiago Borja, Luchezar Boyadjiev, Ondrej Brody & Kristofer Paetau, Erik Bünger, Roberto Cabot, Anetta Mona Chisa & Lucia Tkacova, Chto delat?, Mansour Ciss Kanakassy & Baruch Gottlieb & Christian Hanussek, Com&Com, Minerva Cuevas, Neil Cummings & Marysia Lewandowska, Pauline Curnier Jardin, Manthia Diawara, Ala Ebtekar, Nezaket Ekici, Yara El-Sherbini, Elmgreen & Dragset, Erika & Javier, Doug Fishbone, Brendan Fernandes, Meschac Gaba, Thierry Geoffroy/Colonel, Ghana ThinkTank, Matthias Gommel, Josh Greene with Yangzi, Anawana Haloba Hobøl, Hong Hao, IRWIN und NSKSTATE.COM, Khosrow Hassanzadeh, Mona Hatoum, Antonia Hirsch, Pieter Hugo, Ashley Hunt, Melanie Jackson, David Jablonowski, Christian Jankowski, Anna Jermolaewa, Jin Shi, JJ XI & Cai Yuan, Jompet, Martin Kippenberger, Agung Kurniawan, Surasi Kusolwong, Will Kwan, Moshekwa Langa, Ben Lewis, Liu Ding, Rafael Lozano-Hemmer, James Luna, Pooneh Maghazehe, Tirzo Martha, Gabriele di Matteo, Miao Xiaochun, Mirza/Butler, Nástio Mosquito, Krisna Murti, Jun Nguyen-Hatsushiba, Ni Haifeng, Eko Nugroho, Mattias Olofsson, Adrian Paci, Leila Pazooki, Pavel Pepperstein, Pinky Show, Tadej Pogacar, Elodie Pong, Nusra Latifa Quereshi, Raqs Media Collective, Araya Rasdjarmrearnsook, Navin Rawanchaikul, RYBN, Ho-Yeol Ryu, Ruth Sacks, Chéri Samba, John Smith, Stewart Smith & Robert Gerard Pietrusko & Bernd Lintermann, Sean Snyder, Christa Sommerer & Laurent Mignonneau, SOSka group, Michael Stevenson, Hito Steyerl, Mladen Stilinovic, Jens M. Stober, Jim Supangkat, SUPERFLEX, Stephanie Syjuco, Tsuyoshi Ozawa, Tintin Wulia, The Xijing Men, Xu Bing, Zhou Tiehai