Sein plötzlicher Tod, nur kurze Zeit vor der Ausstellungseröffnung, veranlasste alle zum Überdenken des ganzen Projektes: Die Museen, seine Sammler und auch seine Familie spürten die Verantwortung für eine umfassende Ausstellung, die von dem einzigartigen Lebensweg und der besonderen künstlerischen Leistung des Bildhauers zeugt.
Das neue Ausstellungsprojekt wurde in Zusammenarbeit mit der VAF-Stiftung entwickelt, deren Sammlung sich als Dauerleihgabe am MART befindet und die einen Gro teil von Uncinis wichtigsten Arbeiten zur Verfügung stellt. Durch die Unterstützung von sowohl privaten als auch von öffentlichen Leihgebern wurde darüber hinaus die Dokumentation einiger von Uncinis aktuell entstanden, monumentalen Arbeiten ermöglicht. Die Zusammenarbeit mit dem Uncini-Archiv und seiner Frau, Mariolina Uncini, die in diesen Monaten die Arbeiten weiter verfolgt und betreut hat, hat es ermöglicht, dass eine Ausstellung von unvergleichbarem kunsthistorischen Wert realisiert werden konnte.
Die an drei internationalen Museen präsentierte Ausstellung soll eine Anregung geben und über die italienischen Grenzen hinausgehen. Sie soll eine Einschätzung des zur Antizipation fähigen Künstlers sein, der in den 1950er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts, unabhängig von internationalen Einflüssen, seinen eigenen Stil geschaffen hat. Uncini verwendete dabei Materialien wie Zement, der bis zu diesem Zeitpunkt nur zum Bauen von Häusern verarbeitet worden ist. Die Verwendung dieses damals au ergewöhnlichen Materials beeinflusste KünstlerInnen bis zur »Minimal Art« in den USA und der »Arte Povera« in Italien.
Uncini war ohne Zweifel ein Wegbereiter, der vor allem die Verwendung von neuen Materialien in der Bildhauerei ebnete. Dadurch schuf er einen neuen Gegensatz zur klassischen Bildhauerei. Die vorher nie dagewesene Ästhetik durch die Kombination von Zement und Eisen wurde zu einem Charakteristikum seiner Arbeiten. Durch die Verwendung von Zement hat der italienische Künstler auch die technische Seite der Bildhauerei revolutioniert, weil er seine Inspiration aus der komplexen Technik des Hochbaus gezogen hat: unbearbeitete Oberflächen mit Spuren und Zeichen von industrieller Produktion.
Die Skulpturen von Giuseppe Uncini sind eine Singularität, da er unbearbeitete und aussagelose Materie in expressive plastische Strukturen verwandelte; und das alles, ohne die klassische Bildhauertradition zu negieren. So hat er erst kürzlich noch gesagt: »Um Kunst zu machen, muss erst lange über das Material reflektiert werden, um den eigentlichen Sinn desselben auszudrücken. Und ich denke jeden Tag daran, wenn ich in meinem Atelier bin, dass ich in der geistigen Tradition von Giotto stehe«.
Kuratiert von Peter Weibel.