Eine polyphone Abfolge von Manifestationen in verschiedenen Formaten wie Ausstellungen, Konzerten, Performances, Vorträgen, Konferenzen und Symposien fragt nach den wechselseitigen Einflüssen und Infragestellungen verschiedener Kulturen sowie nach der Art und Weise, wie Globalisierung und Digitalisierung die Welt verändert.
Lange Zeit galten Kunst, Philosophie und Religion als dominierende, aber auch rivalisierende Systeme der Welterklärung. In der Neuzeit allerdings sind Naturwissenschaft, Technik und Politik als Referenzsysteme hinzugekommen. Sie interpretieren die Welt nicht nur, sondern sie haben auch eine neue Werkzeug-Kultur geschaffen, mit der sie die Welt verändern.
Im beginnenden Zeitalter des Anthropozän, in dem die Menschheit und ihre Zivilisation zur größten, die Erde gefährdenden Naturgewalt werden, ist die Neufassung der Begriffe Werk, Werkzeug, Handlung, Mechanik, Technik, Wissen, Wirkung, Verantwortung, Nachhaltigkeit notwendig. Mit der sogenannten Renaissance 2.0 stellt die GLOBALE einen um die Naturwissenschaften erweiterten Kunstbegriff in den Mittelpunkt, der an die Verwissenschaftlichung der Kunst in der Renaissancezeit anknüpft. Der Kunst des 21. Jahrhunderts geht es nicht mehr allein um Ausdruck bzw. Selbstausdruck, sondern sie referiert auf wissenschaftliche und soziale Systeme und Medien, welche die Welt umgestalten. Die technischen Innovationen, unter denen eine entscheidende das globale Internet ist, bildeten wichtige Voraussetzungen für die wirtschaftlichen, politischen und sozialen Entwicklungen, die unter dem Stichwort der Globalisierung zusammengefasst werden.
Gleichzeitig mit der geopolitischen Ausdehnung des Kunstsystems ist ein neues Bewusstsein für den Zusammenhang zwischen Kunst und Wissenschaft, natürlicher und apparativer Wahrnehmung, zwischen Menschen, Maschinen und Medien, zwischen Big Data und Individuen, Systemen und Subjekten spürbar geworden. KünstlerInnen interpretieren heute die Welt nicht nur, sondern sie schaffen mit ihren Werken eine neue Werkzeug-Kultur, mit der sie dazu beitragen, die Welt zu verändern.
In diesem Zusammenhang leitete die digitale Revolution das neue Zeitalter der Infosphäre ein. Neben der Atmosphäre, die unabdingbar für das Leben der Menschen auf dieser Erde als biologische Wesen ist, zeigt sich, dass für das Zusammenleben von 7 Milliarden Menschen als soziale Wesen auch eine Infosphäre notwendig ist: Ein weltweit umspannendes Netzwerk von drahtlosen Funkverbindungen via elektromagnetischen Wellen (Radio, Fernseher, Telefon, Satelliten, Internet, etc.). Dieses garantiert den globalen Datenaustausch und die Organisation von Gütern durch Datenverkehr. An die Seite der natürlichen Evolution tritt im Zeitalter der Infosphäre, in der in jeder Sekunde Millionen von Daten um den Globus zirkulieren, die vom Menschen selbstgemachte Exo-Evolution.