Die Gegensätze im Werk von Kata Legrady könnten nicht größer sein: Auf der einen Seite stählerne Waffen und Munitionen, die zum Verwunden, zum Töten von Menschen geschaffen worden sind. Freundlichbunte Smarties, die Kindheitserinnerungen, Lust auf Süßes und auf unbeschwerten Genuss hervorrufen, auf der anderen Seite. Dort grausames, kalt glänzendes Kriegsgerät, hier Blumen aus Zucker, dort Handgranaten, hier luxuriös-sinnlicher Pelz. Einerseits durchdesignte Tötungsapparate, andererseits detailverliebte Kostbarkeiten wie ein Sattel von Hermès, der zum Ritt auf dem Colt einlädt und unvermittelt an Münchhausen und seine Kanonenkugel oder den Film Dr. Strangelove von Stanley Kubrick erinnert. Mit den Strategien des Brecht'schen Verfremdungseffektes lässt Kata Legrady die beiden Kehrseiten ein und derselben Medaille vor uns rotieren, die untrennbar mit der Evolution des homo sapiens verbunden ist.
Es sind mehrere Sphären des Menschen, die in den Werken Legradys einander durchdringen. Unverkennbar sind die Attribute von Gewalt und Macht, Luxus und Kindlichkeit. Objekte der Gewalt verwandeln sich in Objekte des Luxus und diese wiederum in infantile Liebesobjekte. Die Psychoanalyse hat uns nicht nur die Macht des Sexus über den Menschen gelehrt (S. Freud, W. Reich), sondern auch das Prinzip der Macht selbst (A. Adler). Das Streben nach Macht ist eine der ältesten Triebfedern des Menschen und wird heute nicht mehr allein mit Waffen ausgeübt. Kapital, Wirtschaftsgüter und ökonomische Abhängigkeiten stellen erweiterte Optionen der Kontrolle über andere dar. Die Luxusgüterindustrie ist zu einem der mächtigsten Wirtschaftszweige der Welt geworden. Sie profitiert von der Ausbeutung der Menschen in Billiglohnländern, welches ebenfalls eine Form der Gewalt darstellt. Menschen haben daher die Macht über andere Menschen durch die Triebstruktur wie über die ökonomische Struktur. Wir leben in einer Gesellschaft, in der Waffen ständig präsent sind und in der der Pegel der Gewalt, von der Columbine High-School bis Anders Breivik, über jedes menschliche Maß gestiegen ist. Die Zivil- und Konsumgesellschaft ist zutiefst militarisiert.
Der gebürtigen Ungarin Kata Legrady geht es bei ihren Skulpturen, Fotografien und Zeichnungen nicht um die Euphemisierung von Gewalt, sondern um die Präsentation und die daraus resultierende Erkenntnis des reziproken Wechselspiels zwischen den Objekten der Gewalt und denen von Lust und Gier. Ihre Waffen sind Smart Pistols in dem Sinn, als dass sie durch die Künstlerin auf smarte Weise unschädlich gemacht worden sind.
Die Kunst von Kata Legrady reflektiert diesen sozialen Zustand: die Gleichung von Wohlstand und Luxus auf der einen Seite, Gewalt und Ausbeutung auf der anderen Seite. Kata Legrady. Smart Pistols hinterfragt die Aufrüstung jeglicher Art im militärischen, wirtschaftlichen und auch privaten Bereich.
Kurator: Andreas Beitin