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Noam Chomsky am ZKM

(lifePR) (Karlsruhe, )
"Für die Mächtigen sind Verbrechen solche, die andere begehen." (Noam Chomsky, Imperial Ambitions. Conversations on the Post-9/11 World, 2005)

Für die einen gilt Noam Chomsky als der bedeutendste Linguist des 20. Jahrhunderts, zumindest als Vater der modernen Linguistik. Für die anderen ist er einer der weltweit einflussreichsten US-amerikanischen Gesellschaftskritiker und Friedensaktivisten. Auf alle Fälle gilt er als der meistzitierte bzw. "wichtigste Intellektuelle der Gegenwart" (New York Times Book Review). Noam Chomsky sagte hierzu in seiner typischen Weise: "Da sollte man immer sehr genau lesen. Wenn man nämlich das Original nachschaut, dann heißt es weiter: ,Wenn dies der Fall ist, wie kann er dann solchen Unsinn über die amerikanische Außenpolitik schreiben?' Diesen Zusatz zitiert man nie. Aber um ehrlich zu sein: Gäbe es ihn nicht, würde ich glauben, ich mache etwas falsch."

Als Träger des Myschkin-Preises 2014, der ihm im Mai in Leipzig verliehen wird, hält Noam Chomsky am 30.05.2014 einen Vortrag im ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe.

Noam Chomsky (*1928) ist seit 1955 Professor (emeritus) für Linguistik am MIT. Mit seiner generativen Transformationsgrammatik revolutionierte er die Sprachwissenschaft. Mit seiner Dissertation The Logical Structure of Linguistic Theory (1955) hat er die natürlichen Sprachen formalisiert und damit nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung von künstlichen Programmiersprachen geliefert, sondern begründete damit auch ein neues Denken über die menschliche Sprache und den menschlichen Geist, das für die analytische Philosophie und die Geisteswissenschaften insgesamt von grundlegender Bedeutung ist. Nach Chomsky ist unsere Sprachfähigkeit nämlich zu einem großen Teil genetisch festgelegt. Alle (menschlichen) Sprachen unterliegen einer begrenzten Anzahl von grammatikalischen Prinzipien, im Sinne einer Universalgrammatik, und diese Prinzipien sind angeboren. Die Unterschiede zwischen den Weltsprachen können durch das Setzen von (binären) Parametern im Gehirn charakterisiert werden. Der Spracherwerb ist danach der Prozess des Setzens dieser Parameter.

Damit war Chomskys Arbeit auch für die Computerlinguistik einflussreich. Sie wurde aber auch kontrovers diskutiert, da er damit die alte Debatte wieder anfachte, ob Sprache vor der Erfahrung existiert. Er stellte sich damit in die Tradition des Rationalismus und gegen den Empirismus und bezog vor allem Position gegen den in der Psychologie herrschenden Behaviorismus. Mit seiner Einbeziehung der genetischen Komponenten und der Kognitionswissenschaften in die Linguistik trug er erheblich zur kognitiven Wende in den Geisteswissenschaften bei.

Seit den 1960er-Jahren artikuliert sich Chomsky außerdem als politischer Aktivist, anfänglich als Anti-Kriegs-Aktivist gegen den Vietnam- Krieg. Seitdem zählt er zu den schärfsten Kritikern der amerikanischen Außenpolitik und deren Ambition nach geopolitischer Hegemonie. Seiner Ansicht nach widerspricht die Unterstützung von Schurkenstaaten und nicht-demokratischen Regimen durch die USA und die feindliche Haltung gegenüber vielen aktivistischen, demokratischen Bewegungen dem proklamierten Anspruch, Demokratie und Freiheit zu unterstützen.

Noam Chomsky ist zudem Gegner des neoliberalen, globalen Kapitalismus und Unterstützer der Occupy-Bewegung. Die Massenmedien analysierte er als Konsensfabrik, die von Großkonzernen beherrscht werden. Er entwarf dazu das Propagandamodell, das manipulative Einflüsse wirtschaftlicher Interessengruppen auf demokratische Gesellschaften mithilfe der Massenmedien erklären soll.

Gemeinsam mit dem Vortrag von Noam Chomsky wird die Präsentation der Arbeit Sugababe (2013) von Diemut Strebe im ZKM eröffnet. Dabei handelt es sich um eine Replik des linken Ohrs von Vincent van Gogh aus künstlich hergestelltem, lebenden Gewebe, das die Künstlerin mit US-amerikanischen Wissenschaftlern gemeinsam entwickelt hat. Das Ohr ist nicht nur in der Form dem van Goghs nachgebildet, es besteht aus lebenden Zellen, die natürliche und künstliche genetische Informationen über ihn enthalten, die von einem Briefumschlag van Goghs stammen. Das Gewebe des Ohrs wurde schließlich mit 3D Druckern hergestellt. Die BesucherInnen können durch ein Mikrofon zu dem Ohr sprechen. Die Worte verändern sich, wenn sie durch die Nährlösung, in der sich das Ohr befindet, an das künstliche Nervengewebe dringen. Der Ton, wie ihn das Ohr wahrnimmt, ist wiederum in einer Soundinstallation zu hören.

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