Die historischen Fotos, in die Ullrich die Geflüchteten platziert, zeigen das Innere eines Hundertzimmerhauses: Nachdem das Wollunternehmen des ursprünglichen Besitzers Bankrott ging, wurde das Haus zunächst in ein Müttergenesungsheim umgebaut, dann als Offizierskasino, Krankenhaus, Flüchtlingsheim und zuletzt als Klinik für Drogenabhängige genutzt. Heute wird die Immobilie im Internet zum Verkauf angeboten.
„Die metaphorische Mehrdeutigkeit eines Hauses zwischen Zufluchtsort, Wohnsitz, intimer Situation und historischem Kulturdenkmal scheint mir zu passen. In diesem Haus ist das Ankommen im selben Moment nah und fern. Aus einer anderen Perspektive betrachtet, erhalten die alten Dinge eine neue Bedeutung und unsere bisher unbeeinträchtigte Welt verliert ihr Gefühl von Geschütztsein.“ (Jens Ullrich)
Jens Ullrich, geboren 1968 in Tukuju/Tanzania, studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und lebt seit 2008 in Berlin. Seine Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen gezeigt, u.a. im Kunstverein, Hannover, in der Tate Modern, London, dem Museum Sztuki, Łódź, der Glucksman Gallery, Cork und dem Museum Abteiberg, Mönchengladbach. Gemeinsam mit Freunden hat er viele Jahre private Ausstellungsräume betrieben. Jens Ullrich geht oft von vorgefundenem Bildmaterial aus, um dann einzelne Teile daraus zu neuen Motiven zusammenzufügen. Seit einigen Jahren entstehen Fotomontagen, die immer Fragen der menschlichen Existenz zum Anlass haben.