Wer seine Brut mit sich herumträgt, kann dauernd auf sie aufpassen. Genau dies tun momentan mehrere, der rund vier Zentimeter kleinen Kardinalbarsch-Männchen im Zolli-Vivarium. Sie tragen die befruchteten Eier weder auf dem Rücken noch am Bauch, sondern im Maul, was unschwer an einer prall gefüllten, fast kropfähnlichen Kehle zu erkennen ist. Die Eier bleiben im Maul des Vaters, wo sie perfekt vor Eiräubern geschützt sind, bis die Jungen schlüpfen. Manchmal finden sie dort sogar noch für einige Tage länger Unterschlupf.
Allerdings bringt dieser Schutz für den fürsorglichen Vater schwer wiegende Komplikationen mit sich: Die Eiklumpen, können 20-25 Prozent seines Körpergewichts ausmachen, und machen ihm das Fressen unmöglich. Dem Männchen bleibt während etwa drei Wochen nichts anderes übrig als zu fasten. Noch schlimmer ist der Umstand, dass die vielen Eier auch die Atmung behindern. Während der Brutpflege atmen die Männchen deshalb viel schneller und gleichen dadurch das Sauerstoffdefizit aus. In gewissen Bereichen in den Korallenriffen sinkt nachts der Sauerstoffgehalt stark ab. Trägt das Männchen dann zu viele Eier mit sich, speit es seine Brut aus, damit es nicht erstickt und rettet damit sein Leben.
Die Kardinalbarsche sind dauernd auf einer Gratwanderung: Je grösser ihr Maul ist, desto mehr Eier finden darin Platz. Aber je mehr Eier die Fische jedoch herumtragen, desto schlechter können sie atmen. Ausserdem verschlingt das mühsame Atmen viel Energie; und Energie nachzuliefern, ist ohne zu Fressen unmöglich.