„Zuchtbuch führen“ heißt: die Daten aller in europäischen (oder, je nach Form des Zuchtbuchs, weltweit) Zoos lebenden Tiere der jeweiligen Art werden hier erfasst. Der Zuchtbuchführer bzw. die Zuchtbuchführerin ist so über die Population der jeweiligen Tierart in den Zoos informiert. Diese Basisinformation ist eine wichtige Grundlage für ein sinnvolles Zucht- und Populationsmanagement im Sinne des Artenschutzes und der Arterhaltung bzw. des Aufbaus überlebensfähiger Bestände der jeweiligen Tierart in den Zoologischen Gärten. Zuchtbuchführer/innen können anhand der ihnen zur Verfügung stehenden Daten Empfehlungen für (genetisch, verwandtschaftlich oder vital) sinnvolle Verpaarungen von Tieren, Zusammenstellungen von Zuchtgruppen oder auch anderen Gruppierungen (Vergesellschaftungen, Junggesellengruppen usw.) geben, die in der Regel von den teilnehmenden Zoos befolgt werden. Über die Zuchtbücher werden so auch die regionalen und internationalen Tierbewegungen (Austausche, Leihgaben usw.) geregelt.
Von der Einrichtung der Zuchtbücher profitieren alle Zoos, da so nicht in jedem Zoo alle Daten über jede Tierart gesammelt werden müssen, sondern zur Abfrage derselben das Zuchtbuch kontaktiert werden kann. Hier laufen auch Anfragen ein, wenn ein Zoo eine neue Tierart anschaffen möchte. Das Zuchtbuch entscheidet dann, welche neugeborenen oder überzähligen Tiere aus einem anderen Zoo in den anfragenden Zoo überstellt werden.
Von Zeit zu Zeit werden die gesammelten Daten in Form eines Buches (in moderner Zeit gelegentlich auch auf CD) für die Zoowelt herausgegeben.
Der Zoo Dortmund hat soeben die vierte Ausgabe des Europäischen Zuchtbuches für Südamerikanische Seebären herausgegeben, welches seit 1998 in Dortmund geführt. Zuchtbuchführer ist der erfahrene Tierpfleger Volker Gatz. Im Zoo Dortmund bewohnen die Südamerikanischen Seebären gemeinsam mit den Kalifornischen Seelöwen die Robbenanlage und nehmen an den beliebten Schaufütterungen teil. Immer wieder erfreuen die Seebären Zoo und Besucher mit Nachwuchs, zuletzt im Juni des Jahres. Die Bedeutung von Nachzuchten bei Südamerikanischen Seebären wird deutlich, wenn man vergleicht, dass im Zuchtbuch nur neun Haltungen in Europa (sechs in deutschen Zoos, zwei in Großbritannien, eine in den Niederlanden) verzeichnet sind. Insgesamt wurden zum Ende des Jahres 2006 36 Südamerikanische Seebären in diesen neun Zoos gehalten, wobei die Zoos in Dortmund und Halle mit jeweils sechs Tieren die größten Gruppen pflegen. Das Zuchtbuch vermittelt Informationen zur Biologie der Seebären, liefert die Lebensdaten aller lebenden Tiere in Europa und sogar die Daten aller seit Anfang der siebziger Jahre in Europa gehaltenen Tiere der Art. Aufgelistet sind auch die einzelnen Individuum je Institution und ein wissenschaftlicher Beitrag zur Handaufzucht eines kleinen Seebären im Zoo Dortmund (des 2006 geborenen „Samson“, der sich auch bei Publikum und Medien großer Beliebtheit erfreute. Samson ist übrigens inzwischen zu einem stattlichen jungen Mann herangewachsen und kann im Zoo Dortmund beobachtet werden.)
Aus Kostengründen wird das Zuchtbuch nur in geringer Stückzahl gedruckt und ausschließlich an Zoos abgegeben. Der Zoo Dortmund sendet jedoch auch Exemplare an die Deutsche Bibliothek und das Zuchtbuch ist somit über den Bibliothekenleihverkehr auch für interessierte Laien zugänglich.