Ramirez muss nämlich „nachsitzen“. Täglich eine Stunde. Seine Karriere im Steilflug nimmt einfach zu oft ein jähes Ende – oder beginnt gar nicht erst.
Der neue Star in der Showarena im Erlebnis-Zoo Hannover ist ein Blaubussard mit ganz eigenem Kopf. Ramirez wollte immer schon hoch hinaus. Nur um dann wieder abzustürzen. Besser gesagt: herabzustürzen. Majestätisch und haarscharf soll er in der Showarena im Zoo über die Köpfe der Besucher fliegen. Doch genau da wird es haarig.
Der Bussard ist extrem schüchtern. Und das, obwohl der Blaubussard der größte Bussard der Welt ist. Mit einer Flügelspannweite von 170 bis 200 cm gleicht er eher einem Adler als einem Bussard, weshalb er auch Kordilleren-Adler genannt wird. Stolze 70 cm ist Ramirez groß und dennoch kann ihn schon ein Rotkehlchen aus der Fassung bringen (wenn es zum Beispiel gerade im Stimmbruch ist und auf ungewohnte Weise trällert). Ein Hund in den Zuschauerrängen bewegt Ramirez lediglich zu einem klaren Nein, nicht zum Tiefflug. Passt dem Bussard etwas nicht, bleibt er einfach da sitzen, wo er sich sicher fühlt: Auf dem Arm der Tiertrainer.
Mit seiner sensiblen Wesensart stellt der Kordilleren-Adler die Nerven seiner Trainer auf die Probe und trainiert zugleich deren Armmuskulatur – immerhin wiegt der Bussard schon fast zwei Kilo. Vielleicht hat Ramirez das mit der „Schulbank drücken“ auch schlicht falsch verstanden.
Beim täglichen Training um 16 Uhr stärken die Tiertrainer nun das Selbstvertrauen des großen Bussards, damit ihn weder Hund noch Rotkehlchen schrecken können. Und wenn die Kinder in Niedersachsen wieder zur Schule müssen, hat Ramirez sein Greifvogel-Abitur sicher längst bestanden.
Steckbrief Blaubussard
Herkunft: Südamerika, in bewaldeten Gebieten, (trockenen) Steppen, offenen Landschaften und in Höhen bis zu 4.500 Meter Höhe
Größe: 56 bis 78 cm
Spannweite: bis 200 cm
Gewicht: Männchen bis 2 kg, Weibchen bis 3 kg
Nahrung: kleine Säugetiere (Kaninchen, Mäuse, Ratten), Insekten, Echsen, Schlangen, Aas