Am 3. Mai dieses Jahres fanden die Tierpfleger auf der Freianlage der Ameisenbären ein etwas zu früh geborenes Jungtier, das durch Kontaktrufe auf sich aufmerksam gemacht hatte. Da das Muttertier, das in der Vergangenheit bereits mehrfach verworfen hatte, sich nicht um ihren Nachwuchs kümmerte, wurde der Entschluss gefällt, die künstliche Aufzucht zu versuchen. Dieses sehr schwierige und zeitintensive Unterfangen hat sich nun gelohnt. Das mit einem Geburtsgewicht von 1285 Gramm zur Welt gekommene Jungtier hatte in den ersten Lebenstagen je Mahlzeit nur wenige Milliliter der Aufzuchtsmilch zu sich genommen und sein Gewicht reduzierte sich zunächst um etwa 300 g. Doch dann legte es Tag für Tag an Masse zu. Heute wiegt das kleine Männchen 3,3 kg und trinkt täglich ca. 300 ml der Ersatzmilch.
Hören soll das Jungtier, das die meiste Zeit des Tages in einer temperierten Aufzuchtsbox verschläft, später auf den Namen "Adolpho". Seine 1996 in Sao Paulo geborene Mutter, "Griseline", ist eine echte Brasilianerin. Aus diesem Grund ist ihr Erbmaterial für den europäischen Ameisenbär-Bestand von hohem Wert. Dies rechtfertigt die Handaufzucht in ganz besonderem Maße. "Ori", das 6jährige Vatertier, stammt aus der Nachzucht des Dortmunder Zoos und war 2003 als potentieller Zuchtpartner nach Berlin gekommen.
Der Große Ameisenbär gehört zu den stark bedrohten Wildtieren Südamerikas. Er ist ein äußerst spektakuläres Säugetier, das sich durch eine Vielzahl von Besonderheiten auszeichnet. Er hat keine Zähne und ernährt sich mit Hilfe seiner langen speichelfeuchten Zunge hauptsächlich von Termiten und Ameisen, deren Nester er mit seinen mächtigen Krallen aufbricht. Diese müssen beim Laufen nach innen eingeschlagen werden, um nicht hinderlich zu sein.
Bereits "Adolpho" verfügt über soviel Kraft, dass er bei jeder Fütterungen zwei Personen beschäftig. Während ein Pfleger ihn bändigt und festhält, verabreicht ihm der zweite die Nahrung aus einer Spritze in sein kleines Maul.