Nach Auskunft der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind mehr als 30 % der mit dem PKW zurückgelegten Strecken in Europa unter 3 km und 50 % unter 5 km lang. Für diese Wegstrecken eignet sich das Fahrrad hervorragend und ist, wie Untersuchungen zeigen, im innerstädtischen Verkehr in vielen Fällen bis zu einer Wegstrecke von 5 km das schnellste Transportmittel. Dies insbesondere, da die oft langwierige Parkplatzsuche entfällt und Verkehrsstaus über Fahrradwege oder die Benutzung von Seitenstraßen umgangen werden können.
Hinzu kommt, dass das Fahrradfahren neben den Vorteilen für die Umwelt noch einen überaus positiven Nutzen für das Wohlbefinden, die körperliche Fitness und die Gesundheit des Fahrradfahrers mit sich bringt.
Um jedoch die Nutzung des Fahrrades insgesamt steigern zu können, sind viele Maßnahmen erforderlich. Eine der wichtigsten Voraussetzungen ist eine gute Fahrrad-Infrastruktur, die die Nutzung des Fahrrades komfortabel und sicher macht. Die politischen Entscheidungsträger müssen deshalb frühzeitig bei der Planung neuer bzw. der Umgestaltung alter Straßen, die Einbeziehung von Radwegen in den Planungsprozess berücksichtigen. In Deutschland gibt es inzwischen eine ganze Reihe von interessanten Veranstaltungen, in denen fahrradfreundliche Verkehrspolitik diskutiert wird. Vom 12. 6. bis 15. 6. 2007 fand in München die internationale Velo-city Konferenz statt, die mit über 900 Besuchern ein Rekordergebnis erzielen konnte. Eine Vielzahl an Vorträgen beschäftigte sich über einen Zeitraum von 4 Tagen mit den Aspekten und Möglichkeiten für eine erfolgreiche Radverkehrspolitik. Auch die europäische Fahrrad- und Fahrradteile-Industrie, die in den Verbänden COLIBI und COLIPED zusammengefasst sind, haben die Chance genutzt und ihre Jahresveranstaltung in München durchgeführt.
Die beiden Verbände haben ein umfangreiches Positionspapier zum Grünbuch der Europäischen Kommission bezüglich des innerstädtischen Verkehrs vorgelegt. Die Bedeutung des Fahrrades kam nach Auffassung der europäischen Fahrrad- und Fahrradteile-Industrie in der Politik der Europäischen Kommission immer zu kurz, so dass ein Umdenkungsprozess erforderlich ist. Um diesen voranzutreiben, fordern die europäischen Verbände von der Europäischen Kommission die Einrichtung eines EU-Fahrradbeauftragten, der die Aufgabe hat, die verkehrspolitische Bedeutung des Fahrrades stärker in den Fokus der EU-Politik zu rücken.
Neben diesen Aktivitäten und dem bereits vor Jahren vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) eingerichteten Bund-Länder-Arbeitskreis „Radverkehr“ starten inzwischen immer mehr Bundesländer mit Aktivitäten zur Förderung der Fahrrad-Nutzung. „Diese Initiativen des Bundes und der Bundesländer sind wichtige Maßnahmen, um dem Fahrrad die ihm zustehende Bedeutung bei der Verkehrspolitik einzuräumen und die infrastrukturellen Voraussetzungen zu schaffen“, wie Rolf Lemberg, Geschäftsführer des Zweirad-Industrie-Verbandes, mitteilte.
Doch bei allen Aktivitäten darf der Spaß und die Freude am Radfahren nicht zu kurz kommen. Dies ist ebenfalls eine wichtige Voraussetzung dafür, dass das Fahrrad auch für die alltäglichen Wege genutzt wird.