Rund 80 Prozent aller MS-Erkrankten sind vom Uhthoff-Phänomen betroffen, das heißt, bei Erwärmung des Körpers durch zum Beispiel Sommerhitze, Fieber oder ein heißes Bad können sich bei ihnen dieselben Symptome zeigen, die auch von Schüben bekannt sind: Fatigue (MS-bedingte Erschöpfung), Seh- und Sensibilitätsstörungen, Schwindel, Lähmungen, Spastiken, Schmerzen oder kognitive Probleme. Aber keine Sorge: Bei ausreichender Kühlung bilden sich diese hitzebedingten Symptome wieder zurück. Es handelt sich dabei also nicht um einen Schub, sondern um einen Pseudoschub. Vor allem neu an MS Erkrankte kann das verunsichern. Im Zweifelsfall hilft ein einfacher Test. Verschwinden die Symptome unter einer kalten Dusche, handelt es sich meist um das Uhthoff-Phänomen.
Konsequente Kühlung bringt Linderung
Es gibt keine wirksamen medikamentösen Therapien gegen Uhthoff, aber jegliche Form der Kühlung kann helfen, dass sich Symptome zurückbilden und die Betroffenen den Sommer unbeschwert genießen können. Der Ärztliche Beirat der AMSEL befürwortet aufgrund wissenschaftlich erwiesener therapeutischer Effekte zum Beispiel den Einsatz von Kühlkleidung wie spezielle Kühlanzüge, -westen, stirnbänder, -hauben oder -strümpfe. Generell gilt für MS-Erkrankte, die vom Uhthoff-Phänomen betroffen sind, körperliche Anstrengung bei extremer Hitze zu vermeiden und vorsorglich für Abkühlung zu sorgen. Wer an heißen Tagen frühmorgens lüftet und dann die Rolläden herunterlässt, kann die Temperatur in der Wohnung angenehm halten. Auch das Ausstellen von wärmeabgebenden Elektrogeräten oder der Einsatz von Klimageräten kann dabei helfen.
Im Freien sollten sich Betroffene möglichst im Schatten aufhalten oder den Kopf bedecken. Spezielle Sonnenschirme mit UV-Beschichtung können Schutz bieten, wenn kein Schatten vorhanden ist. Kühles Wasser ist in jedem Fall das erste Mittel der Wahl. Ob gefroren als Eis, als Getränk, Fußbad oder Dusche: Es kann die Körpertemperatur normalisieren und so für Linderung und Wohlgefühl sorgen.
Hitze beeinflusst Leitfähigkeit bei MS
Das Uhthoff-Phänomen geht auf den deutschen Augenarzt Wilhelm Uhthoff (1853-1927) zurück. Dieser beschrieb es erstmals als eine nach körperlicher Anstrengung auftretende vorübergehende Verschlechterung der Sehschärfe bei MS. Das hängt mit den Folgen der entzündlichen Erkrankung des Gehirns und des Rückenmarks zusammen. Erhöht sich die Körpertemperatur, können sich bereits bestehende MS-Beschwerden vorübergehend verschlechtern oder auch neue auftreten, da Signale durch die geschädigten Nervenfasern noch schlechter weitergeleitet werden.
AMSEL e.V. ist seit 1974 Fachverband, Interessenvertretung und Selbsthilfeorganisation für Menschen mit MS und ihre Angehörigen. Unterstützung im Umgang mit der Krankheit und jederzeit aktuelle Informationen rund um die MS gibt es auf www.amsel.de.