- Riociguat zeigt als erstes Medikament Wirksamkeit bei zwei lebensbedrohlichen Formen des Lungenhochdrucks (PH): Bei der chronisch-thromboembolischen pulmonalen Hypertonie (CTEPH) und der pulmonal-arteriellen Hypertonie (PAH)
- Riociguat setzt an einem zentralen molekularen Mechanismus an, der dieser schweren Herz- und Lungenerkrankung zugrunde liegt
Das European Committee for Medicinal Products for Human Use (CHMP) hat heute eine Zulassungsempfehlung für Riociguat Filmtabletten zur Behandlung von zwei lebensbedrohlichen und fortschreitenden Formen des Lungenhochdrucks ausgesprochen. Die Empfehlung bezieht sich auf die Behandlung von Erwachsenen mit inoperabler chronisch-thromboembolischer pulmonaler Hypertonie (CTEPH) oder mit persistierender beziehungsweise rezidivierender CTEPH nach operativer Behandlung zur Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit sowie die Behandlung von Erwachsenen mit pulmonal-arterieller Hypertonie (PAH) zur Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Riociguat ist der erste Vertreter einer neuen Substanzklasse: der Stimulatoren der löslichen Guanylatcyclase (sGC). Das Medikament wurde von Bayer gezielt zur Beeinflussung eines zentralen molekularen Mechanismus, der dem Lungenhochdruck zugrunde liegt, entwickelt. Die endgültige Zulassungsentscheidung der Europäischen Kommission wird im Laufe des ersten Halbjahres 2014 erwartet.
"Wir begrüßen die heutige Zulassungsempfehlung des CHMP für Riociguat und würden uns freuen, Patienten mit diesen seltenen, schweren und lebensbedrohlichen Erkrankungen Riociguat nach Zulassung durch die Europäische Kommission als Therapieoption anbieten zu können", sagte Kemal Malik (MB, BS), Mitglied im Executive Committee von Bayer HealthCare und Leiter der Globalen Entwicklung. "Bei Riociguat konnte als erstem Medikament eine Wirksamkeit bei der Behandlung von zwei Formen des Lungenhochdrucks, PAH und CTEPH, nachgewiesen werden. Für Patienten mit CTEPH stellt die pulmonale Endarteriektomie (PEA) die primäre und potenziell heilende Standardtherapie dar. Bei einer beträchtlichen Zahl von CTEPH-Patienten kann dieser operative Eingriff jedoch nicht durchgeführt werden, und bei bis zu 35% der Patienten besteht die Krankheit auch nach einer PEA weiter fort oder tritt erneut auf. In der Europäischen Union gibt es bis heute kein zugelassenes Medikament zur Behandlung von CTEPH."
"Die Konsistenz und Robustheit der positiven Ergebnisse der klinischen Studien CHEST und PATENT sind beachtlich. Riociguat hat eine signifikante und anhaltende klinische Wirksamkeit und Sicherheit bei verschiedenen Patientengruppen gezeigt: bei nicht vorbehandelten PAH-Patienten, bei PAH-Patienten, die mit Endothelin-Rezeptorantagonisten (ERAs) oder Prostanoid-Monotherapie behandelt wurden, sowie bei Patienten mit inoperabler CTEPH oder persistierender beziehungsweise rezidivierender CTEPH nach operativer Behandlung. Kein anderes Medikament hat bisher einen signifikanten Effekt bei CTEPH gezeigt", sagte Studienleiter Professor Ardeschir Ghofrani, Universitätskrankenhaus Giessen und Marburg. "Sowohl für PAH- als auch für CTEPH-Patienten und deren behandelnde Ärzte sind die klinischen Verbesserungen über das Spektrum verschiedener Endpunkte sehr bedeutsam. Diese betreffen die 6-Minuten-Gehstrecke, die kardiopulmonale Hämodynamik, die WHO Funktionsklasse und die Werte eines krankheitsrelevanten Biomarkers während der Riociguat-Behandlung."
Die CHMP-Empfehlung basiert auf den Ergebnissen aus zwei randomisierten, doppelblinden, Placebo-kontrollierten globalen Phase III-Studien, CHEST-1 und PATENT-1, sowie auf den Interimsdaten der Langzeitstudien CHEST-2 und PATENT-2. Die Studien untersuchten die Sicherheit und Wirksamkeit von Riociguat bei oraler Applikation zur Behandlung von CTEPH und PAH. PAH und CTEPH sind zwei seltene und lebensbedrohliche Formen des Lungenhochdrucks, die durch einen stark erhöhten Druck in den Lungenarterien gekennzeichnet sind.
Beide Phase III-Studien erreichten ihren primären Endpunkt, eine Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit, nach 16 beziehungsweise 12 Wochen Behandlung. Zusätzlich zeigten sich unter Riociguat auch konsistente Verbesserungen bei mehreren relevanten sekundären Endpunkten. Die Verträglichkeit und das Sicherheitsprofil des Medikaments waren gut. Die Ergebnisse beider Studien wurden im Juli 2013 im New England Journal of Medicine (NEJM) veröffentlicht. Erste Zwischenanalysen der Langzeitstudien CHEST-2 und PATENT-2 zeigten ein gutes Sicherheitsprofil und eine langfristige Wirksamkeit über ein Jahr. Die häufigsten unerwünschten Ereignisse, die im Zusammenhang mit der Adempas-Medikation (bis zu 2,5 mg TID) bei 10% oder bei mehr als 10% der Patienten beobachtet wurden, waren Kopfschmerzen, Schwindel, Verdauungsstörungen, periphere Ödeme, Übelkeit, Diarrhöe und Erbrechen.
Riociguat wurde in den USA unter dem Namen Adempas® zur Behandlung von CTEPH und PAH im Oktober 2013 zugelassen. In Kanada und in der Schweiz folgte die Zulassung für CTEPH im September und November 2013, sowie in Japan in der CTEPH-Indikation im Januar 2014. Im Februar 2013 hatte Bayer HealthCare die Zulassung für Riociguat in der Europäischen Union für beide Indikationen beantragt.
Über die pulmonale Hypertonie
Die pulmonale Hypertonie (PH), auch Lungenhochdruck genannt, ist eine schwere, fortschreitende und lebensbedrohliche Krankheit des Herzens und der Lunge. Der Druck in den Lungenarterien ist deutlich erhöht, was zu Herzversagen und zum Tod führen kann. Patienten mit PH leiden unter einer stark eingeschränkten körperlichen Leistungsfähigkeit und einer entsprechend verminderten Lebensqualität. Die häufigsten Symptome der PH sind Atemnot, Erschöpfung (Fatigue), Schwindelgefühl und Ohnmachtsanfälle und werden durch Anstrengung verstärkt. Da die Symptome einer PH nicht spezifisch sind, kann es bis zur richtigen Diagnose bis zu zwei Jahre dauern. Eine frühzeitige Diagnose und eindeutige Bestimmung der PH-Form ist essentiell, da eine Verzögerung des Behandlungsbeginns die Lebenserwartung der Patienten verkürzen kann. Außerdem ist es wichtig, die Therapie engmaschig zu überwachen, um sicherzugehen, dass die Patienten für ihren individuellen Krankheitstyp und das Stadium, in dem sie sich befinden, die optimale Therapie erhalten.
Es gibt fünf verschiedene Formen von PH. Jede der fünf Formen kann sich bei Patienten unterschiedlich auswirken, und auch die Ursache und klinische Manifestation der PH unterscheiden sich oft. Für die besten Erfolgsaussichten sollten Patienten in einer Spezialklinik für PH behandelt werden.
Über die pulmonal-arterielle Hypertonie Die pulmonal-arterielle Hypertonie (PAH), eine der fünf Formen des Lungenhochdrucks, ist eine fortschreitende und lebensbedrohliche Krankheit, bei der der Druck in den Lungenarterien durch Vasokonstriktion deutlich erhöht ist, und die zu Herzversagen und zum Tod führen kann. Charakteristisch für die PAH sind morphologische Veränderungen der inneren Auskleidung der Lungenarterien (Endothel). Daraus resultieren ein 're-modeling' des Gewebes, Vasokonstriktion und Blutgerinnsel in den kleinen Blutgefäßen (In-situ-Thrombose). Aufgrund dieser Veränderungen ziehen sich die Blutgefäße in der Lunge zusammen, und das Herz muss stärker arbeiten, um Blut in die Lunge zu pumpen. PAH ist eine seltene Krankheit; weltweit sind schätzungsweise 15-52 Menschen pro Million Einwohner von PAH betroffen. Frauen leiden öfter unter PAH als Männer. Meist findet sich keine Ursache, in einigen Fällen scheint die Krankheit auch erblich zu sein.
Obwohl es seit mehr als einem Jahrzehnt mehrere zugelassene Medikamente für die Behandlung der PAH gibt, bleibt die Prognose für die Patienten ungünstig und neue Behandlungsoptionen werden benötigt. Derzeit ist die Sterblichkeitsrate von Patienten mit PAH unverändert hoch und liegt bei 15% nach einem Jahr und bei 32% nach drei Jahren ab dem Zeitpunkt der Diagnose.
Über die chronisch-thromboembolische pulmonale Hypertonie
Die chronisch-thromboembolische pulmonale Hypertonie (CTEPH) ist eine fortschreitende und lebensbedrohliche Krankheit und eine Form des Lungenhochdrucks, bei der vermutlich durch Blutgerinnsel verursachte Verstopfungen in den Lungengefäßen allmählich zu einem erhöhten Druck in den Lungenarterien und damit zu einer Überanstrengung der rechten Herzhälfte führen. CTEPH gehört zu den seltenen Erkrankungen und ist in ihrer Häufigkeit pro Million Einwohner vergleichbar mit der PAH. CTEPH kann sich auf Basis früher aufgetretener akuter Lungenembolien entwickeln, die Pathogenese ist jedoch noch nicht vollständig geklärt. Die potenziell heilende Standard-Therapie bei CTEPH ist die pulmonale Endarteriektomie (PEA), ein operativer Eingriff, bei dem die Blutgefäße der Lunge von Gerinnseln und Narbengewebe befreit werden. Allerdings kann bei einer beträchtlichen Zahl von CTEPH-Patienten (20%-40%) dieser operative Eingriff nicht durchgeführt werden, und bei bis zu 35% der Patienten besteht die Krankheit auch nach der PEA weiter oder tritt erneut auf. Diese Patienten benötigen eine wirksame medikamentöse Behandlung.
Über Riociguat
Riociguat ist ein Stimulator der löslichen Guanylatcyclase (sGC), der erste Vertreter einer neuartigen Medikamentenklasse, entdeckt und entwickelt von Bayer als orale Therapieoption, die an einem zentralen molekularen Mechanismus ansetzt, der der pulmonalen Hypertonie zugrunde liegt. Riociguat wird als neuer und spezifischer Behandlungsansatz für verschiedene Formen des Lungenhochdrucks untersucht. sGC ist ein Enzym, das im Herz-Lungensystem vorkommt und der Rezeptor für Stickstoffmonoxid (NO). Wenn NO an sGC bindet, katalysiert das Enzym die Synthese des Signalmoleküls 'zyklisches Guanosinmonophosphat' (cGMP). cGMP spielt eine wichtige Rolle bei der Regulierung zellulärer Funktionen wie Gefäßspannung, Zellvermehrung, Fibrose und Entzündung.
Lungenhochdruck ist verbunden mit einer Fehlfunktion der Gefäßwände (Endothel), einer verminderten NO-Synthese und in Folge dessen einer unzureichenden Stimulierung der sGC. Riociguat hat einen einzigartigen Wirkmechanismus - es sensibilisiert sGC für das körpereigene NO, indem es die NO-sGC-Verbindung stabilisiert. Riociguat stimuliert sGC auch direkt über eine andere Bindungsstelle, unabhängig von NO. Als Stimulator der sGC adressiert Riociguat den NO-Mangel, indem es den NO-sGC-cGMP Signalweg wiederherstellt, was zu einer vermehrten Bildung von cGMP führt.
Mit seinem neuen Wirkmechanismus hat Riociguat das Potenzial, eine Reihe von Einschränkungen derzeit zugelassener PAH-Medikamente zu überwinden, einschließlich der NO-Abhängigkeit. Es ist das erste Medikament, das klinischen Nutzen in CTEPH nachweisen konnte, wo keine medikamentöse Behandlung zugelassen ist.
Zukunftsgerichtete Aussagen
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