Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner sagte zur Eröffnung der Tagung, nötig sei eine gemeinsame Kraftanstrengung: "Landwirtschaft, Industrie, Handel, Verbraucher und Großverbraucher, unterstützt von wichtigen gesellschaftlichen Organisationen wie den Kirchen oder der Welthungerhilfe, gemeinsam mit der Politik in Europa und in Bund, Ländern und Kommunen können ihren Beitrag leisten." Die Ministerin begrüßte die fraktionsübergreifende Initiative im Deutschen Bundestag und sagte ihre Unterstützung zu. An die EU-Kommission in Brüssel richtete Aigner die Aufforderung, den Abbau bürokratischer Hemmnisse zu verstärken und zu beschleunigen, um Mitgliedstaaten wie Deutschland im Kampf gegen die alltägliche Verschwendung wertvoller Ressourcen zu unterstützen: "Es kann nicht sein, dass in Brüssel einerseits das Ziel ausgegeben wird, den gigantischen Berg der Lebensmittelabfälle in Europa bis 2020 zu halbieren, andererseits aber daran gedacht wird, noch mehr Normen und überflüssige Vorschriften einzuführen", sagte Aigner. Sie bekräftigte, Deutschland setze sich mit Nachdruck für die Abschaffung aller verbleibenden staatlichen Vermarktungsnormen für Obst und Gemüse ein.
Von Lebensmittelherstellern, Handel und Großverbrauchern forderte die Ministerin verstärkte Anstrengungen, um Abfälle nachhaltig zu vermeiden und sie sinnvoll zu verwerten. Lebensmittel, deren Mindesthaltbarkeitsdatum in Kürze abläuft, könnten generell vom Handel preisreduziert angeboten werden. Um die Zusammenarbeit der Wirtschaft mit den Tafeln und ähnlichen Projekten zu fördern, arbeitet das Verbraucherministerium derzeit an einem Leitfaden für die Abgabe von Lebensmitteln an soziale Einrichtungen. Weil die Datenbasis in vielen Wirtschaftsbereichen noch lückenhaft ist und Abfallströme nicht oder uneinheitlich erfasst werden, dringt das Bundesministerium auf eine verbesserte Erfassung in den einzelnen Branchen.
Zudem forderte Aigner die Lebensmittelhersteller auf, auf die veränderten Lebens- und Konsumgewohnheiten der Verbraucher zu reagieren und verstärkt kleinere Packungen ins Sortiment aufzunehmen. Dies gelte auch für Gaststätten und Kantinen, die gefordert seien, unterschiedliche Portionsgrößen anzubieten: "XXL-Packungen und Megaportionen passen nicht mehr in die Zeit", so Aigner. Das Bundesministerium werde bei eigenen Veranstaltungen von den jeweiligen Auftragnehmern noch stärker angemessene Portionen sowie Wege zur Verwertung von Resten einfordern.
Als wichtigen Faktor nannte die Ministerin auch Schulen und Kindertagesstätten, wo verstärkt für mehr Wertschätzung von Lebensmitteln geworben werden müsse. Das Bundesverbraucherministerium unterstützt zahlreiche Projekte, um Kindern den praktischen Umgang mit natürlichen Lebensmitteln näherzubringen, etwa durch den "Ernährungsführerschein", den bereits eine halbe Million Kinder in Deutschland erworben haben. "Aber auch die Eltern sehe ich in besonderer Verantwortung", sagte Aigner, "denn sie haben eine wichtige Vorbildfunktion, wenn es um die Wertschätzung unserer Lebensmittel geht."
In einer aktuellen Forsa-Umfrage, die das Verbraucherministerium anlässlich der Konferenz vorgestellt hat, sagten 95 Prozent der Deutschen, die Vermeidung von Lebensmittelabfällen sei ihnen wichtig oder sehr wichtig. Davon erklärten 82 Prozent, die Vermeidung von Lebensmittelabfällen sei ihnen deshalb so wichtig, weil Lebensmittel für sie einen besonderen Stellenwert haben und sie ein schlechtes Gewissen haben, wenn sie Essen wegwerfen. 64 Prozent verwiesen darauf, dass jedes weggeworfene Lebensmittel Geld kostet. Für 54 Prozent ist es persönlich wichtig, Lebensmittelabfälle zu vermeiden, um die Umwelt und das Klima zu schonen. Der Umstand, dass in Deutschland viele Lebensmittel aus privaten Haushalten auf dem Müll landen, ließe sich nach Meinung von 68 Prozent der Deutschen am besten ändern, indem generell für eine größere Wertschätzung von Lebensmitteln geworben wird (Quelle: Forsa, 1002 Befragte ab 14 Jahre, Erhebungszeitraum: 14.-15.03.2012).
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